Angesichts der Zustände in Welt und Köpfen mag die Sorgenfresserpuppe auf dem Cover auch daran denken, was der Maler Max Liebermann beim Einmarsch der Nazis in Berlin gesagt haben soll: »Ick kann jar nich soville fressen, wie ick kotzen möchte.«
Was es konkret mit diesen Puppen auf sich hat, ergründet Felix Riedel für diese Ausgabe. Damit, ob die Dummheit der Rechten messbar ist bzw. inwieweit sie kognitive Einschränkungen zur Grundlage hat, beschäftigt sich Svenna Triebler. Dass die Leute, die sie in Kärnten an die Macht gebracht haben, zumindest an retrograder Amnesie leiden (schließlich fiel dort 2008 die Sonne vom Himmel), illustriert Erwin Riess in einer Groll-Geschichte, die im Paddelboot spielt. Inwieweit politische Bildung an Schulen ein probates Mittel gegen Rechtsradikalisierung darstellt, versucht ein aktueller Sammelband zu klären, den Tina Füchslbauer bespricht. Ein anderer Band, rezensiert von David Hellbrück, thematisiert aus Anlass des 40. Jahrestages von Entebbe, jener Flugzeugentführung, bei der ein deutscher Entführer die Passagiere nach Juden und Nichtjuden selektierte, inwieweit
antisemitische Motivationen eine Rolle spielten. Paulette Gensler verfolgt in fragmentarischer Form das feministische und weibliche Ich im Text, während Sama Maani aus psychoanalytischer Sicht die Problematiken von Identifizierungsprozessen beispielhaft darstellt.
Gerhard Scheit setzt sich in seiner »Kritik des politischen Engagements« mit der Möglichkeit auseinander, im »Stande der Unfreiheit« (Adorno) Freiheit wahrzunehmen, und Claus Harringer befragt Corey Gil-Shuster über dessen Interviewprojekt zum israelisch-palästinensischen Konflikt. Während die Geiselbefreiung in Entebbe mit dem 4. Juli 1976 zeitlich recht genau lokalisierbar ist, scheint »40 Jahre Punk« doch eher vorrangig popkulturellem Zwang zur Selbsthistorisierung geschuldet und recht willkürlich gewählt zu sein. Kristina Hofer nimmt das Quadragintarium dennoch zum Anlass, in einer Kritik am Vorwurf der »Retromanie« über Zeitlichkeit im Punk nachzudenken. Die 1967 gegründete Wiener Band Novak‘s Kapelle lässt sich von der Attitüde her durchaus als Punk avant la lettre begreifen und wird von Al Bird Sputnik porträtiert.
Christine Holste stellt den zeitgenössischen georgischen Film vor und Oliver Schürer das Buch »New Tendencies« von Armin Medosch, dessen Serie »Mythos Kunst« mit dieser Ausgabe leider ihren Abschluss findet.
Auch der Sommer ist vorbei, die Redaktion der Versorgerin ist aber gewillt, ihm kommendes Jahr eine neue Chance zu geben.

Sisters & Brothers – zum Lichte empor!
red.