5 Jahre The Future Sound recap

Markus Reindl (AGT/Backlab) schreibt zum Jubiläum über die Linzer Clubszene und was The Future Sound damit zu tun hat.

In Linz definiert man sich gerne über seine kulturelle Außenwirkung. Die Ars Electronica und Crossing Europe werden schneller mit dem Namen der Stadt verbunden als man Pöstlingberg sagen kann, und gigantische Prachtbauten dürfen ersteren das Budget abgraben, um den Anspruch als Kulturhauptstadt auch architektonisch in Szene zu setzen.

Wenn es um das kulturelle Angebot im Bereich elektronischer Musik und Clubkultur geht wird gerne gejammert in der Stadt. Zwischen »früher war alles besser« und überholten Underground-vs-Mainstream Diskussionen bleibt meist kein Platz, um hervorzuheben, was hier Linz an Einzigartig-keit, Klasse und auch guten Ruf zu bieten hat. Als Exil-Linzer darf ich die Sache anders sehen, und mit etwas Abstand meine persönlichen Rosinen aus der Linzer Torte picken. Und dass ich in den letzten Jahren auswärts immer mehr und mehr auf die tolle Szene, großartige Artists und herausstechende Veranstaltungsreihen angesprochen werde, ist recht oft auf die Bookings und die Menschen rund um eines der Linzer Aushängeschil-der für anspruchsvolle Club-Musik zurückzuführen: The Future Sound.

Seit nunmehr fünf Jahren präsentieren die beiden Veranstalter und Musiker F!no und Abby Lee Tee, und mit ihnen ein ganzes Team an GrafikerInnen, VideokünstlerInnen und HelferInnen, in gut monatlichen Abständen eine hochwertige Selektion an Musik quer durch den elektronischen Gemüsegarten in der Stadtwerkstatt. Dabei gibt es viel Platz für frickelige Sounds, verquere Kompositionen und vor allem schwere Beats. Und während sich dieser Sound global als Szene manifestiert hat und mit Begriffen wie Glitch, Bass oder manchmal einfach nur Beats oder Hip Hop bezeichnet wird, verwendet man hierzulande mittlerweile gerne den Veranstaltungstitel synonym mit dem Genre. Hat The Future Sound doch nicht nur abwechslungsreiche, anspruchsvolle Clubabende dieser Art in Linz etabliert, sondern darf sich dank eines regen Umfelds an ProduzentInnen auch auf die Fahnen heften, den Sound mitgeprägt zu haben.

Angefangen hat das Ganze vor fünf Jahren mit einem Abend unter dem Titel »The Future Sound of Vienna«, der als Kooperation mit der KAPU abgehalten wurde. Die Veranstaltung hatte sich zum Ziel gesetzt, einen Querschnitt durch das spannende Angebot elektronischer Musik zu der Zeit in der Bundeshauptstadt zu zeigen. Mit Dorian Concept war damals ein Act dabei, der sich zwischenzeitlich zu einem echten Star einer gar nicht mehr so kleinen Szene entwickelt hat. Überraschend kam das aber nicht, waren er und der Erfolg besagter Veranstaltung doch auch die Gründe dafür, dass sich die rasch wachsende Szene von nun an unter dem plakativen Titel regelmäßig in der Stadtwerkstatt traf.

Das musikalische Spektrum wurde und wird bei The Future Sound weit gefasst. Neben vielen internationalen Acts gibt es Platz für lokale DJs und Producer, und das nicht nur in undankbaren Support-Slots sondern oft auch gleichberechtigt oder als Headliner. Mit einem feinen Gespür für aufstrebende Artists, Labels und Trends werden Shows oft rechtzeitig gebucht, um sie im eher kleinen Linzer Rahmen finanzierbar zu halten. Und von Kollegen weiß ich, dass sich so mancher Wiener Veranstalter gerne am Programm der Linzer Kollegen orientiert.

Die Highlights aus den letzten fünf Jahren aufzulisten ist dabei eine heikle Sache. Sind es HeroInnen, die seit vielen Jahren für ihren Sound stehen (z.B. Prefuse 73, Jan Jelinek), Acts die nach dem The Future Sound Gig in ihrer Bekanntheit erst massiv zugelegt haben, und so das Gespür der Booker belegen (z.B. Nosaj Thing, Slugabed), ProduzentInnen, die im Zentrum der Szene und des Sounds stehen (z.B. Floating Points, Om Unit), Controller-Wizzards wie Jeremy Ellis, Vertreter der angesagtesten Labels (R&S, Warp, Ghostly,...) oder die Residents und nationalen Acts, die den Veranstaltungen erst Seele einhauchen?

The Future Sound ist nicht für jede und jeden, man muss und wird es nicht immer gut finden, und wenn man nicht bereit ist, sich auf etwas Neues einzulassen, wird man eine schwere Zeit haben. Aber immer dann, wenn der Funke überspringt, ist es der Place to be und für eine Nacht das musikalische Zentrum des Universums. So auch vielleicht wieder am 14. März sowie am 3. und 4. April 2015.