Wie mache ich unser Radio barrierefrei?

Sabina Köfler über den diesjährigen barrierefreien Radioworkshop, Klangexperimente, zitternde Stimmen und Einbahnstraßen im Radiostudio.

Der von Veronika Leiner 2006 ins Leben gerufene Radioworkshop mit dem schwierigen Namen »radiabled« (Wortkonstruktion vom engl. »radio« und »able«= befähigt) verfolgt das Ziel, Radiomachen barrierefrei und lustvoll zu gestalten. Als ich im Mai diesen Jahres bei Radio FRO 105.0 MHz die Rolle der Programmkoordinatorin übernahm, hatte ich das Glück, das schon bestehende »radiabled«-Redaktionsteam kennenzulernen, eine Gruppe radioerfahrener RedakteurInnen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Erfreulich schnell wurde ich in die Gruppe aufgenommen. Auch die Organisation des »radiabled«-Workshops fiel mir so zu. Die unerwartet hohe Anzahl an Anmeldungen erfreute mich und stolz präsentierte ich meinen KollegInnen laufend die aktuelle Zahl. Mit vielen der TeilnehmerInnen hatte ich im Vorfeld telefoniert, ich musste mich erkundigen welche speziellen Bedürfnisse die Einzelnen hatten.
Das erste Zusammentreffen am Tag 1 des Workshops war nicht nur für die TeilnehmerInnen spannend. Auch ich freute mich über die heterogene Gruppe. Menschen aus den verschiedensten Teilen Österreichs waren angereist, um Radio kennenzulernen und mitzugestalten. Mit Spannung erwartet wurden die TeilnehmerInnen auch von den sechs Workshop-LeiterInnen, die allesamt jahrelange Erfahrung im Gestalten von Radiosendungen oder im Schaffen von Musik haben.


Rollstuhl-Loops und Wetterfrösche

An diesem Wochenende wurde nicht nur Basiswissen rund um das Gestalten von Radiosendungen vermittelt. Gemeinsam wurde außerdem an verschiedensten Radioformaten gearbeitet und experimentiert. Drei Module standen zur Auswahl: »Klangexperimente«, »Radio DJ« und »Wort, Wort, Wort«. In Letzterem wurde auf eindringlichen Wunsch einer Teilnehmerin ein anfangs schwierig erscheinendes Thema – Wetter – auf spielerische Weise behandelt. Schon nach kurzer Zeit waren die ersten Ansätze eines Hörspiels vernehmbar. An einem Tisch gefüllt mit Synthesizern, Midi-Keyboards, Drum-Pads, Mikrofonen und Mischpulten konnten einige ihre ersten Erfahrungen mit der Produktion eines eigenen Musikstücks sammeln. Aufnahmegeräte dienten dem Einfangen von Umgebungsgeräuschen und so wurden die Geräusche eines Kaffeeautomaten, der Klang einer in Schwingung versetzten Glasfassade oder das Rattern eines Rollstuhls über steinerne Bodenplatten zu Grundbausteinen der eigenen Komposition. Mit Samples überlagert, geloopt und fein arrangiert entstand so im Modul »Klangexperimente« in wenigen Stunden ein erstes Meisterstück.
Mit dem bereits eingeschworenen TrainerInnenteam des »Radio DJ«-Moduls konnte eine erste Berührung mit der Tonstudiotechnik erfolgen. Wie kann man im Radio über Musik reden? Diese Frage beschäftigte die Gruppe, und mittels der Erprobung von Interviewtechniken, dem Verfassen von Moderationstexten und der Auswahl der »richtigen« Musik schaffte sie es, ein spannendes Thema – die Musiktherapie – in eine radiotaugliche Form zu bringen. Nach nur etwa zehn Stunden, in denen die Radiobegeisterten in den einzelnen Gruppen gearbeitet hatten, wurden in einer gemeinsamen Redaktionssitzung die einzeln produzierten Beiträge zu einer gemeinsamen einstündigen Sendung verwoben.

Lampenfieber und Einbahnstraßen

Mit dem Umspringen der Zeitanzeige des Studiomonitors auf 17 Uhr und zehn Sekunden wurden zum Glück außer mir auch noch einige der TeilnehmerInnen nervös. Das eine oder andere Zittern in der Stimme war zu vernehmen – ein Moment des Radioworkshops, den viele bestimmt noch lange in Erinnerung behalten werden. Das Studio wurde, um den reibungslosen Wechsel der Gruppen zu gewährleisten, kurzerhand zur Einbahnstraße erklärt. Die »Klangexperimente«- Gruppe sendete zudem gleich aus dem Büro, in dem das gesamte musikalische Equipment auch während des Workshops aufgebaut war. Vor der gläsernen Studiowand drängten sich einige neugierige ZuseherInnen. 59 Minuten und 50 Sekunden später war für viele ihre erste Livesendung erfolgreich gemeistert.

Nachzuhören ist die Workshop-Sendung auf dem Cultural Broadcasting Archive von Radio FRO 105.0 MHz: cba.fro.at, Schlagwort »Radiabled Workshop«. Außerdem finden Sie die Fotostrecke zum Workshop auf
www.fro.at/radiabled