Der Gibling! Für einige war die Stadtwerkstatt-Community-Währung Anfang des Jahres ein Grund, an der Lauterkeit der Stadtwerkstatt zu zweifeln … aber eigentlich waren das genau genommen nur ein paar Irregeleitete. Unter dem Titel »Stadtwerkstatt fuhr mit eigener Währung Verluste ein« erschreckten die »Oberösterreichischen Nachrichten« Anfang Jänner ihre besorgten Leser_innen.
Mit derlei haarsträubenden Unsinn ist der Tatbestand der Irreführung gegeben, mindestens – denn die Stadtwerkstatt hat keine Verluste eingefahren! Berichterstattung wie so oft am 00Nullpunkt, weil unbedacht oder mutwillig einer Kampagne auf den Leim gefolgt. Dem zugrunde lag anscheinend eine Pressemeldung der wild kampagnisierenden freiheitlichen Polit-Surrealisten, auf deren Burschenschaftskappe das ging: Es würde in der Stadtwerkstatt auf Kosten der Steuerzahler mit der Regionalwährung Gibling »für das leibliche Wohl« gesorgt. Ein bizarrer Vorwurf, destilliert oder gepanscht aus einem Kontrollamtsbericht, der allerdings und au contraire sehr positiv für die Stadtwerkstatt ausfiel.
Zu Beginn des Jahres gab es also mit haltlosen Argumenten unter dem Label »Misswirtschaft stoppen« einen Angriff des blauen »Kompetenzzentrums« auf die Stadtwerkstatt, was de facto in einem Aufwaschen gleich ein Angriff auf alle war, die mehrjährige Kulturförderungen bekommen und auf alle, die sich für eine offene Gesellschaft aussprechen. Der dementsprechende Antrag, der im Februar in den Gemeinderat eingebracht wurde, ist allerdings vom Tisch. Absurder war nur der blaue Windmühlenkampf gegen schwule Ampelpärchen.
Die richtigen Worte gegen dieses einem Kulturverein, der einem politisch nicht passt, »An‘s-Bein-Pinkeln« und auch was die Anwürfe gegen die Versorgerin betrifft, findet Finanzstadtrat Christian Forsterleitner im Interview mit Radio FRO, das hier zu hören ist: http://cba.fro.at/307932
Stadwerkstatt-Projekte 2016 (Auswahl)
Die Stadtwerkstatt freut sich auf folgende Projekte:
No Architects – Planung und Wildwuchs
Planung und Wildwuchs bezieht sich auf neue Räume, die sich in gewachsene Strukturen einfügen sollen. Planung und Wildwuchsist eines der jährlich wiederkehrenden Themen der Stadtwerkstatt, denn hier steckt das Potenzial der Kreativität: Wildwuchs, Freiheit, Ideen und Improvisation. No Architects!
Schattenlabor – Infolab
Der Begriff des Schattenlabors bezeichnet ein Labor, das im Schatten der Öffentlichkeitskanäle funktioniert und dort keinem Druck ausgesetzt ist. Es bildet sich aus bestehenden Laborformaten und offenen Fragestellungen. Das Schattenlabor ist Herz und Ideenschmiede der Stadtwerkstatt, es ermöglicht eine wertfreie Auseinandersetzung mit aktuellen Themen. Es ist Gedankenkonstrukt sowie permanent installierter Platzhalter für Neues. Das Schattenlabor stellt einen übergeordnet materiell-immateriellen Zusammenhang dar, ist kritische Analyse und intendierter Weg in offene Richtungen. Es speist sich inhaltlich aus bereits vorhandenen Projekten und ist gleichzeitig Labor für neue Ideen. Es bedeutet strukturelles Bekenntnis zu den bereits in den vergangenen Jahren betriebenen Zugängen zu Wildwuchs, Inbetween, Zufall und Systemstörung. Das Schattenlabor ist Bekenntnis zu Träumen, Kritik und zu den in den Schatten der rationalen Welt gerückten Zusammenhängen, ist also visionäre Absicht, Offenheit und Weitblick. Bereits bestehender Output des Schattenlabors ist das Infolab. Dieses Laboratoriumsformat verfolgt den Kunstkontext nach den Neuen Medien, unter anderem in Gestalt der jährlich stattfindenden Residency-Reihe auf der Eleonore, unter anderem durch die Präsenationsreihe »stwst48«, die parallel zum Wir-lehren-euch-das-Staunen-all-inclusive-Art-and-Critique-Technologiefestival Ars Electronica stattfindet. Dunkle Vorzeit, 80er und 90er Jahre – die offensive Beschäftigung mit Neuen Medien hat der Stadtwerkstatt 1994 einen Würdigungspreis für Medienkunst vom Bundesministerium für Wissenschaft und Kunst eingebracht. Heute unterstützt die Stadtwerkstatt jene Bereiche, die im Kunstkontext von Postmedia einen autonomen Blickwinkel auf diese Technologien zulassen – und die im Kontext dieser Technologien dementsprechend in Positionen zur Kunst umgesetzt werden. Die Stadtwerkstatt meint: Das ist die künstlerisch zeitgemäße Antwort auf diese Entwicklung.
Efeu Ex – pneumatische Maschine
Efeu Ex steht thematisch dem Stadtwerkstatt-Infolab sehr nahe, da Bezüge von Natur und Technologie hergestellt werden. Sinnbildlich dafür steht im Cafe Strom die sogenannte Boltzmannformel »S = k log W« an der Wand. Sie gibt Auskunft darüber, wie die Evolution Leben (Ordnung) aus der Sonne (Entropie) schafft. Sie beschreibt, wie die Natur etwas »in Formation« bringt. Als mathematisch-physikalische Aussage steht die Formel mitten in der Partyzone des pflanzenbewachsenen Café Stroms.
An der Hausfassade der Stadtwerkstatt spinnt sich das Thema Natur, Technik und Kunst weiter. Die Installation Efeu Ex besteht derzeit aus Pflanzen und pneumatischer Maschine an der Hausfassade: Sperrräder sind durch eine Feder verbunden. 2016 wird die Installation Efeu Ex um weitere mechanisch-organische Kreisläufe erweitert. Der Kreislauf der Feder wird 2016 aufgebrochen – die Feder wird in der Straße vor dem Haus „verschwinden“ und an möglichst vielen öffentlichen Plätzen in Linz wieder sichtbar werden, sie kommt aus dem Boden und wird wieder von einem Sperrrad erfasst und über einige Umlenkrollen geleitet, um dann wieder im Boden zu verschwinden. Neue mechanisch-organische Zusammenhänge in die Stadt!
Der Gibling und die Kunstsammlung
Der Gibling ist Communitywährung und seit seinem Bestehen selbst Kunstprojekt und Kritik. Neu ist nun, dass mit der Kunstwährung Gibling eine Kunstsammlung aufgebaut werden wird. Die Kuratorin, dieses Jahr Maren Richter, hat monatlich 500 Giblinge zur Verfügung um die Sammlung aufzubauen. Geld, Kunst, Community und Szene im fließenden Übergang: Die Sammlung des Giblings soll jährlich auf der Donaulände präsentiert werden. Statt des Schilds auf dem Bild, das seit fünf Jahren bei der Donau montiert ist, wird in einem Schaukasten die Sammlung des Giblings präsentiert. Jedes Jahr wird der volle Kasten gegen einen neuen leeren Kasten ausgetauscht. Eröffnung im April.
Karkatak – Machine Art
Deckdock, Maschinenkunst und Donaulände: Stellvertretend für viele Kunstprojekte, die von der Stadtwerksatt auf Einladung und im Austausch produziert werden, soll hier das serbische Machine-Art Kollektiv Karkatak angeführt werden: Karkatak wurde eingeladen, um eine Installation an und auf der Donau zu bauen. »Rehearsal« ist eine interaktive Arbeit, die vor Ort hier aufgebaut wird und bei der das Publikum/PassantInnen vom Ufer aus mechanisch animierte künstliche Beine, die aus dem Wasser ragen, in SynchronschwimmerInnen-Positionen bringen können. Jeder Satz von Beinen wird separat gesteuert werden und es ist Herausforderung für die Personen an der Steuereinheit, gemeinsam die begrenzte Anzahl von vorbestimmten Bewegungen zu harmonisieren und zu synchronisieren.
Schifffahrtslinie
Seit Kurzem geistert der Vorschlag einer Radfähre durch die Medien, die Stadtwerkstatt war aber schon vorher da: Ein Schifffahrts-Kooperationsprojekt zwischen dem Salonschiff Frl. Florentine, Messschiff Eleonore und der Stadtwerkstatt wurde im Winter letzten Jahres begonnen: Es wurde eine Schifffahrtslinie zwischen der Stadtwerkstatt-Lände und der Eleonore im Linzer Winterhafen eingerichtet. Es soll nun eine Kooperation mit Markus Luger und den BetreiberInnen des Salonschiffes Frl. Florentine professionellen Schwung in das Unternehmen »Schifffahrtslinie« bringen. Die Schifffahrtslinie unterstützt das Ziel der Stadtwerkstatt, das Viertel Alt-Urfahr-Ost zu beleben. Die Herausforderung für 2016 ist es, eine gewerbliche Ein- und Ausstiegsstelle beim Kunstmuseum Lentos zu schaffen, um auch eine zentrale »linzseitige« Anlegemöglichkeit zu schaffen.
Donaustrom-Projekt Unterwasserturbine
Ein weiteres Kooperationsprojekt, das mit dem Donaustrom zu tun hat, ist die Unterwasserturbine. Hannes Langeder (Florentine), Eblie (Kapu), Stefan Füreder (Time‘s Up) und Franz Xaver (Stadtwerkstatt) arbeiten gemeinsam an diesem Projekt: Es beschäftigt sich mit dem Fluss und den Energien, die in ihm stecken. Ohne kommerzielles Interesse wird die Unterwasserturbine im Kunstkontext aufgebaut. Thema sind mechanische Maschinen und Autonomie im weiteren Sinn. Kinetische Kunstobjekte haben meist den kleinen Schönheitsfehler, dass ihnen von außen Energie zugeführt wird. Damit verlieren Kunst und Kunstkontext an Integrität. Es existiert aber ein historischer Anspruch des Kunstkontextes eine eigene Position/Reflektion über ein Objekt/Skulptur herzustellen. Die Unterwasserturbine stellt den ersten Schritt dar, um Autonomie für kinetische Objekte zu erzeugen und wird dabei selbst zum Objekt. Die Donau mit ihrer erneuerbaren Energie wird dabei zur Leinwand auf der skulptural gearbeitet werden kann. Dieses Projekt wird beim Salonschiff Frl Florentine und an der Lände der Stadtwerkstatt durchgeführt. Als erstes gemeinsames Ergebnis wird ein Leuchtturm (Projekt: Hannes Langeder) an Deck des Salonschiffs Fräulein Florentine betrieben.
Neue Biotope: Dju Dju
Deckdock beschreibt das Areal an der Donaulände vor der Stadtwerkstatt. Zu Land und zu Wasser werden dort im Sinne der räumlichen Erweiterung und unter dem Motto »Planung und Wildwuchs«, bzw auch »No Architects« seit einigen Jahren Projekte und andere Projektbiotope zwischen Natur, Information und Sozialem betrieben - siehe Boje, Aalhotel, Weidenskulptur. Seit 2015 hat die Stadtwerkstatt an der Donau außerdem das Fundament des ehemaligen »Linzer Auges« an der Lände gemietet. Das sind 25m2 Beton - mit einer Gesamtfläche von 100m2. In den letzten beiden Jahren wurden von der Stadtwerkstatt KünstlerInnengruppen eingeladen, vorwiegend aus dem Umfeld der Kunstuniversität, um dort soziale Installationen wie »die Reuse« und »das Dju Dju« umzusetzen. 2016 wird eine neue soziale Installation entstehen. Das Projekt läuft mit Barbetrieb von Juni bis September. https://ourdjudju.wordpress.com/
Neue Biotope: Ausschreibung!!
Im Jahr 2016 gibt es erstmals eine offene Ausschreibung der Stadtwerkstatt, die sich vor allem an Studierende der Kunstuniversität und an einzelne Personen außerhalb der Szene richtet. Es werden demzufolge zwei Projekte ausgeschrieben, die im urbanen Raum stattfinden können und mit den Themen der Stadtwerkstatt zu tun haben. Die Stadtwerkstatt sucht Projekte und Konzepte für das Thema »Kunst nach den neuen Medien«, zu den veränderten Kommunikationsformen und zur neuen Informationswahrnehmung. Neben »Kunst, Natur und Information« können auch kunstpolitische Themen der alten Stadtwerkstatt aufgegriffen werden, sowie die räumliche Erweiterung der Stadtwerkstatt. Bei Interesse unter dem Betreff »Neue Biotope« Kurzkonzept und Biographie schicken an: office@stwst.at. Die Einreichungen für neue Projekte werden von einer mehrköpfigen Jury geprüft, bewertet und ausgewählt.