Er rührte an den Schlaf der Welt
(Text/Musik: Johannes R. Becher/Hanns Eisler, »Der an den Schlaf der Welt rührt – Lenin«, 1929/1953) 

Home is where the sleep is free
(Text/Musik: The Capitol City Dusters, »Rock Creek Park«, 2002) 

Wohin man schaut, gehen Rücke durch Länder – meist nach rechts, was Widerstand hervorruft, wenn dabei zu plakativ vorgegangen wird (dazu haben sich sowohl Svenna Triebler als auch Paul Schuberth Gedanken gemacht). Andere proben den Aufstand, wenn sie ihre Scholle (und teilweise auch ihr »Volk«) durch Umweltschutzmaßnahmen bedroht sehen (Roland Röder widmet seine Kolumne den derzeitigen Bauernprotesten) und wieder andere haben zwar kein generelles Problem mit Staaten, aber ein großes, wenn es um Israel geht. Antisemitismus ist – vor allem in seiner »israelkritischen« Gewandung – nach wie vor ein Massenphänomen (Salya Föhr zeichnet ein erschreckendes Gesamtbild), trifft (und traf) zum Glück aber auch auf Opposition (Matheus Hagedorny bespricht das aktuelle Buch von Olaf Kistenmacher, in dem dieser die Tradition kommunistischer und anarchistischer Antisemitismus-Kritik freilegt). 
Während die Tatsache, dass Menschen auf die Straße gehen, also nicht per se begrüßenswert ist oder gar fundamental über die schlechte Realität hinausweist, gibt es mit der Kunst einen Ort, an dem Besseres zumindest denkbar ist (siehe den Text von Mikkel Bolt Rasmussen zum Verhältnis von Kunst und Revolution anhand historischer Avantgarde-Bewegungen). Die Kehrseite einer Politisierung von Kunst und Kultur ist wiederum, dass sie in eine Kulturalisierung der Politik kippt, in der Kultur zum affirmativen Kitt wird (eine Gruppe hat dazu im Leipziger Conne Island eine Diskussionsreihe veranstaltet und diese für uns resümiert). Generell ist nicht ratsam, Kultur(en) zu überhöhen (Richard Schuberth plädiert im abschließenden Teil seiner Serie zu Spielarten des Orientalismus für »multidirektionale« Respektlosigkeit), aber auch eine Vergötzung des scheinbaren Gegenpols »Natur« ist voller Übelstände und Haken (wie Goethe es damit hielt, analysiert Magnus Klaue). Die Natur schert allerdings nicht, was Menschen von ihr denken, weshalb auch die Donau unbeeindruckt fließt – sofern man sie lässt (Franz Xaver dialogisiert anlässlich der Lentos-Ausstellung Donau:Insel mit Herwig Turk, einem der Ausstellungsmacher). Vielleicht ist strategischer Nihilismus ein Ausweg, der sich der Frage »Kann das weg?« bedient – womit wir beim Stadtwerkstatt-Jahresclaim 2024 »kann weg« wären (mehr dazu in dieser Ausgabe). Bevor wir Alles verschwinden lassen, gibt es jedenfalls noch Einiges zu entdecken (die Bücher von Alba de Cespédes etwa, die Robin Becker vorstellt oder das Trio Breuer/Kern/Audiobomber, das Didi Bruckmayr porträtiert – maybe he even saw them crying backstage). Mitgliedern von servus.at sei auch Re:ARDC ans Herz gelegt (siehe den Beitrag dazu von Vinzenz Landl).

Anregende Lektüre und baldigen »Volkstod« wünscht
die Redaktion