Auf eine wirklich runde Sache können wir dieses erste Halbjahr zurückblicken. Denn erstmals ist es gelungen FLOSS (free/libre/open source software) in der Kunst und Kulturproduktion lokal in den Mittelpunkt der seit 2001 stattfindenden Veranstaltung, den Linzer Linuxwochen, zu rücken. Das mag die Erwartungshaltung jener, die zum Stammpublikum der »klassischen« Linuxwochen zählen, enttäuscht haben, hat aber damit zu tun, dass sich servus.at zum vermehrten Motor in diese Richtung entwickelt hat. Die Tendenz sich innerhalb der jährlich stattfindenden Linuxwochen in Linz konsequent auf einen thematischen Schwerpunkt konzentrieren zu wollen, zeichnete sich schon 2005 ab. Wir sind der Überzeugung, dass so eine Entwicklung für das doch in die Jahre gekommene Konzept der Linuxwochen Österreich, an dem sich mehrere Städte beteiligen, einen qualitativen Fortschritt bedeutet.
Rückblickend gibt es jedenfalls einige Faktoren, warum LiWoLi09 so positiv in Erinnerung bleibt und das beginnt schon mit der ganzen Vorbereitung, wie die kleine aber feine Gruppe von ein paar Leuten, die sich aktiv am Formen des Events in zwei wöchentlichen Treffen beteiligt haben. Die glückliche Verschmelzung mit HAIP goes HAIP mit Michael Schweiger von Radio Fro, der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Gruppe GOTO10 begannen schon 2008. Die bereits im Vorjahr erprobte Kooperation mit dem Institut zeitbasierter Medien der Kunstuniversität und das persönliche Engagement von Christoph Nebel. Die schlussendliche Umsetzung vor Ort, wie der Aufbau und die Koordination von freiwilligen HelferInnen des ganzen technischen Set-Ups durch Peter Wagenhuber klappte wie immer einmalig und relativ stressfrei – eben professionell. Dass alle TeilnehmerInnen während der ganzen Tage durch den Verein Treibsand mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden konnten, hat zum Wohlbefinden aller Beteiligten beigetragen. Trotz des nicht sehr glücklich gewählten Termins, der parallel mit Crossing Europe verlief, waren wir mit der TeilnehmerInnenzahl zufrieden, wenn auch erschwingliche Betten in diesem Jahr eindeutig gefehlt haben, was einige Leute daran hinderte nach Linz zu kommen. Was die Finanzierung und Planungssicherheit anbelangt – keine Frage – ohne die zusätzlichen Mittel, die servus.at durch den LINZimPuls lukrieren konnte und die Bündelung mit HAIP goes HAIP, hätten wir das Ganze so nicht so erfreulich realisieren können.
Gut – das waren die organisatorischen Eckpfeiler, aber wie stehts mit dem Inhalt und wie soll es weiter gehen?
Nun, dieses Jahr ist es gelungen internationale KünstlerInnen nach Linz zu bringen, die aus Überzeugung mit freier Software (FLOSS) arbeiten oder solche sogar entwickeln. Auch gab es Positionen, die sich konzeptioneller mit der Freiheit in diesem Zusammenhang auseinandersetzen. Was immer wieder festzustellen ist, wie klein doch die FLOSS-Community ist, die sich auch mit einem speziellen politischen Verständnis in dieser Kunst und Kulturszene bewegt. Mitunter ein Grund ist eben, dass diese Art der Auseinandersetzung in jeglicher Ausbildung, so auch auf der Kunstuniversität, so gut wie keine Rolle spielt. Grundlagen, dass sich die Verwendung von »unfreier Software« oder die damit oft nicht erkannten Einschränkungen, auch in jeglichen Inhalt unweigerlich einschreiben, werden so gut wie nicht vermittelt. Jedenfalls genügt es nicht Ubuntu, ein freies Betriebssystem unter Linux, auf PCs zu installieren, wenn auch das schon mal kein schlechter Anfang ist. Wie also soll es in dem Zusammenhang Nachwuchs geben? Das gängige Argument, dass StudentInnen ja am Markt überleben und so auch mit propriäterer Software ausgebildet werden müssten, könnte zu dem frechen Rückschluss führen, dass eine Kunstuniversität die eigene Existenz in Frage stellt. Denn diesen klaren Auftrag erfüllen doch Fachhochschulen. Geht es nicht vielmehr darum was und wie wir lernen? Wie sich gerade Kunst überhaupt mit dem Gedanken von frei zugänglich und kopierbar vereinen lässt, scheint das nächste Rätsel zu sein, über das sich KünstlerInnen und deren Meister, auf ihre Einmaligkeit verharrend, nur widerwillig den Kopf zerbrechen. Insofern geht der Stoff auch nicht so schnell aus für weitere LiWoLis und Aktivitäten in diesem Feld. Im Gegensatz zu einer Fülle von »Missionen« schauts mit einem entsprechenden Budget und der Planungssicherheit für 2010 leider alles andere als rosig aus. Obwohl wir ganz im Trend der neuesten Bestrebungen liegen, dass Oberösterreich eine »Open Source Region« werden soll, wie im Blog (http://blogs.webzeilen.net/forsterleitner) von Christian Forsterleitner zu lesen ist, beibt zu hoffen, dass dies auch positive Auswirkung für servus.at haben wird. Jedenfalls nahmen wir gerne an der Studie, die bei dem Gemeinderatsbeschluss abgesegnet und schon durchgeführt wurde, teil.
Source: http://linz.linuxwochen.at
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