Nach vier Jahren redaktioneller Funkstille in den OÖN zum Thema DORF TV fand sich der Sender am 18. November überraschend als »Aufhänger« im Blatt wieder: Titelblatt, halbe Kulturseite, Kommentar. Sogar der »Most-dipf« quengelt über DORF TV. Im Tenor wirft uns die OÖN-Kampagne vor, »mehr als dürftiges« und »uninteressantes« Programm zu produzieren, dafür aber kräftig Förderungen zu kassieren. Der Sender soll außerdem noch Schuld daran sein, dass für kommerzielle Lokalsender im LIWEST Kabel kein Platz mehr ist.
Die nach eigenen Angaben unabhängigen OÖN sehen sich offensichtlich veranlasst, Stimmung gegen DORF TV zu machen: OÖN-Chefredakteur Gerald Mandlbauer stellt sowohl die redaktionelle Arbeit als auch die Sinnhaftigkeit der Förderungen für DORF TV in Frage.
Dieser plötzliche Ausbruch an »redaktionellem Interesse« im Stil eines Revolverblatts legt den Schluss nahe, dass es hierbei nicht um seriöse Berichterstattung, sondern vielmehr um wirtschaftliche und politische Interessen von Unternehmen und Personen geht, die den OÖN nahestehen und die auf unlautere Art bedient werden sollen.
Warum es ein DORF TV in Oberösterreich braucht!
Die von den OÖN in Frage gestellten Förderungen für DORF TV kommen jenen Kunst- und Kulturschaffenden hierzulande zugute, die medial ansonsten über weite Strecken (auch und gerade auch von den OÖN) ignoriert werden. So ist zum Beispiel der ORF Oberösterreich nach eigenen Angaben zwar bemüht, »die kulturellen Highlights von den Bühnen dieses Landes« zu präsentieren. Das Freie kulturelle Schaffen wird jedoch weitgehend ausgeblendet.
Auch die kommerzielle TV-Landschaft ist keine Alternative. »Gekaufte Beiträge« bilden über weite Strecken das Programm. Die Finanzierung sogenannter »PR-Berichterstattung« kommt für viele Einrichtungen und Initiativen aus wirtschaftlichen und grundsätzlichen Überlegungen nicht in Frage. Pluralität bleibt dabei sowieso auf der Strecke. Eine Studie der Rundfunk- und Telekomregulierung (RTR)1 hat 2012 bei kommerziellen Privatsendern übrigens einmal mehr »generell wenig Meinungsvielfalt« festgestellt und »keinen Willen« und »keine Kenntnis«, Programm und Werbung gesetzeskonform zu trennen. Ergebnis dieser Entwicklung: Über die regionale Kunst- und Kulturproduktion wird kaum (mehr) berichtet.
Überlegungen und Erfahrungen wie diese haben zur Gründung von DORF TV beigetragen – als echte und zeitgemäße Alternative zu einer inhaltlich und quantitativ zunehmend verkümmernden Kulturberichterstattung in Oberösterreich.
Verwunderlich ist, dass sich die OÖN neuerdings zum Hüter redaktionell qualitativer Inhalte hochspielen: Im nämlichen Blatt fehlt weitgehend die Berichterstattung über die vielseitigen kulturellen, künstlerischen Aktivitäten und das zivilgesellschaftliche Engagement der hier in Oberösterreich lebenden Menschen. Promis, Hollywood, Hochkultur, Heimat und Tradition, Stars und Sternchen dominieren die Kulturseiten.
Kommerz statt Vielfalt. Was hinter den Vorwürfen der OÖN steckt
Weil aufgrund eines Verbreitungsauftrages (»Must Carry«) der Medienbe-hörde KommAustria der Sender DORF TV seit August auch im digitalen Kabel der LIWEST zu sehen ist, sei etwa für den Sender BTV (Vöcklabruck, Salzkammergut und Eferding) »kein Platz«, so die OÖN. Falsch: Denn die BTV Programme werden in ihren jeweiligen Regionen ungeachtet von DORF TV von der LIWEST natürlich wie bisher auch weiterhin verbreitet.
Der eigentliche Hintergrund dieses Vorwurfs ist: Die LIWEST hat DORF TV auf Kanal 33 aufgeschaltet. Auf Kanal 33 war zuvor »OÖTV«. Programmveranstalter von OÖTV ist das im OÖN-Artikel auch erwähnte BTV.
In der OÖN-Berichterstattung unerwähnt bleibt freilich, dass BTV im 100%-Eigentum der Wimmer Medien GmbH steht – also zum Firmengeflecht von OÖN-Herausgeber Andreas Cuturi gehört. So hat sich OÖN- Herausgeber und BTV-Geschäftsführer Andreas Cuturi im »Must Carry Verfahren« auch höchstpersönlich mit einem Schreiben zu Wort gemeldet: Darin heißt es, dass in Zusammenarbeit mit den »Oberösterreichischen Nachrichten« an einem Relaunch von OÖTV gearbeitet werde.
Die Botschaft von Cuturi an die Medienbehörde: Kein Kanal für DORF TV!
Die Entscheidung OÖTV aus dem Programm der LIWEST herauszunehmen war allein eine unternehmerische Entscheidung der LIWEST. Hier die Verantwortung auf DORF TV oder auch die Medienbehörde abzuwälzen ist irreführend und falsch. Genau so gut könnte man der LIWEST vorwerfen, dass wegen der vor Kurzem erfolgten Einspeisung des Schlagersenders »Melody TV« die kommerziellen Lokalsender »Platz machen« müssten.
Vor allem: Wenn sich die OÖN schon als Anwalt kommerzieller Regionalsender verstehen, die angeblich mit ihrem Programm derzeit nicht oder nicht mehr auf LIWEST vertreten sind, wäre es doch zweifelsfrei zielführender, generell mehr Platz für Regionalsender bei der LIWEST einzumahnen, anstelle uns in Brand-Artikeln anzugreifen – auf dass wir »Platz machen«.
Damit hier aber keine Missverständnisse aufkommen, möchten wir betonen: Wir sehen uns nicht als Ersatz für ein bestehendes Medienangebot, sondern als notwendige Ergänzung. Umgekehrt fordern wir ja auch nicht kommerzielle Regionalsender dazu auf, vom Markt zu verschwinden. Oder auch die OÖN, an Kiosken Platz zu machen für Printmedien, die unseren Interessen mehr entsprechen würden.
Der Unmut und das Unverständnis über eine offensichtlich von vornherein intendierte Negativberichterstattung war spürbar. Der Sender DORF TV hat dabei viel Solidarität erfahren. So meldete sich etwa Ex-Landesrat Josef Ackerl in einem Kommentar zu Wort: »Der Angriff der OÖN auf Dorf TV ist mehr als peinlich. (…) Offensichtlich ist die schwierige Lage der OÖN für diesen blindwütigen Angriff verantwortlich.«
Die »Kampagne« ist nach hinten losgegangen. Warum es Alternativen braucht zu dem was es schon gibt? Einmal mehr weiß man es.