»Wir bringen Fernsehen zu den Menschen«

Interview mit Idah Nancy Opollo und Ephantus Kariuki von Slum TV (Nairobi, Kenia)

Warum Slum TV:

Idah: Ich wollte Filme machen und als Produzentin arbeiten. Slum TV war
für mich der Start für meine Karriere, um weiterzukommen. Für mich ist es ein Sprungbrett für meine Zukunft.

Ephantus: Seit meiner Schulzeit wollte ich Filme machen, ich habe aber Zeitungsjournalis-mus studiert und in einer Zeitung gearbeitet. Mit Slum TV habe ich eine Plattform gefunden, mit der ich auf vielen Gebieten der Medienindustrie arbeiten kann. Außerdem ist Slum TV etwas sehr spezielles, weil wir Geschichten aus den Slums dokumentieren. Im Slum leben kann schwierig sein, aber es gibt wundervolle tolle Geschichten, die nie erzählt werden. Das ist der Hauptgrund, deshalb bin ich bei Slum TV.

Über Slum TV:

Ephantus: Von einem künstlerischen Standpunkt aus ist Slum TV das Gesicht der SlumbewohnerInnen. Hier können die Menschen ihre Geschichten erzählen, so wie sie es wollen. Wir erwarten nicht von BBC oder Deutsche Welle oder CNN oder einem anderen Mainstream Sender, dass sie unsere Geschichten erzählen. Wenn diese Medien kommen, dann erzählen sie nicht die ganze Wahrheit, sie reduzieren sie. Aber Slum TV ist da, um die wirklichen Geschichten der Menschen zu berichten, sie leben dort, sie kennen sie, sie finden die Geschichten.

Slum TV macht viele Dokumentationen über das Leben in den Slums, wir übertreiben nicht, wir berichten wahrheitsgemäß. Wenn es Probleme mit Wasser gibt, gehen wir hin und reden mit den Menschen. Wir versuchen, die Dinge zu sehen. Wir machen auch Geschichten über Friedensinitiativen in den Slums.

Die Menschen trauen uns, weil sie sehen, dass Slum TV der Gemeinschaft gehört. Geschichten zu bekommen, ist leicht. Andere JournalistInnen müssen viel Geld ausgehen, Budgets für Recherchen und selbst dann haben sie nicht die wirklichen Geschichten, die Wahrheit. Slum TV kann die Geschichten ohne Geld bekommen und die Leute vertrauen uns.

Neben den Dokumentationen trainieren wir auch junge Menschen in den Slums, wir machen öffentliche Aufführungen, wie Idah gesagt hat, wir bringen Fernsehen zu den Menschen. Wir kooperieren auch mit anderen Partnern, machen Ausstellungen und Events, aber vor allem erzählen wir die Geschichten der Slums.

Idah: Ich würde gerne erleben, dass Slum TV einen Punkt erreicht, wo ProduzentInnen, RegisseurInnen, AutorInnen zu uns kommen und mit uns arbeiten. Die Jugendlichen hier haben Talent und es wäre gut, wenn sie mit Profis arbeiten könnten. Ich persönlich hätte auch gerne jemanden, der mir ermöglichen würde, auf einer professionellen Ebene zu arbeiten.

Ephantus: Ich würde gerne erleben, dass Slum TV größer wird und den SlumbewohnerInnen eine Stimme gibt und dass viele Jugendliche eine Chance bekommen, eine Ausbildung zu erlangen. Ich möchte, dass gute Sachen aus den Slums herauskommen. Ich möchte, dass die besten ProduzentInnen, die besten RegisseurInnen mit vielen Preisen von
Slum TV kommen. Wir bitten alle da draußen, mit uns zu arbeiten und uns stärker zu machen.

Idah: Neben unseren Dokumentationen machen wir auch Dokudramen. Mit diesen Dokumentardramen zeigen wir die humorvolle Seite der Wirklichkeit. Wir besetzen SchauspielerInnen aus den Slums und mischen Laien mit ausgebildeten SchauspielerInnen. So bekommen Slum TV Mitglieder die Chance, etwas zu tun. Wir besetzen keine bekannten SchauspielerInnen, sondern solche aus den Slums, die keiner kennt.

Das Interview ist ein Ausschnitt des im April erscheinenden Buches:

Meeting Nairobi
Eine Reise, aufgezeichnet und fotografiert von Margit Niederhuber, Heike Schiller
und Stephan Bruckmeier


Infos unter www.mandelbaum.at