MODERN TALKING? RFID - Kleine Funkchips auf Reisen!

Vor zwei Jahren begann sich Servus.at mit dem Thema RFID zu beschäftigen, anlässlich des Einsatzes von RFID-Chips im neuen Reisepass. Wir wussten damals wenig über diese Technik, was angesichts der schon verbreiteten Nutzung eigentlich erschrecken war: RFID-Chips werden in Reisedokumenten, Schließsystemen, Schuhsohlen, Autoschlüssel, Haustieren, Kleidergeschäften, Bibliotheken, Themen Parks, Schulen, Gefängnissen und bei Großveranstaltungen benutzt.

Am Donnerstag, dem 17.04.08, ab 18.00 Uhr gestaltet Servus.at einen Abend mit freiem Eintritt im Wissensturm in Kooperation mit der Volks-hochschule und der Bibliothek. Wir beginnen mit einer Führung durch die Bibliothek und einer praktischen Demonstration des Verleihsystems, welches sich der RFID-Technologie bedient. Danach haben wir drei Vortra-gende eingeladen: Andreas Krisch, von der European Digital Rights Initative und Mitglied der RFID-ExpertInnengruppe der europäischen Kommission, Melanie Rieback von der Amsterdamer Universität und Alois Ferscha, Leiter des Instituts für Pervasive Computing an der Kepler Universität.

RFID steht für Radio Frequency Identification und ist ein Verfahren zur automatischen, drahtlosen und damit unsichtbaren Identifizierung von Gegenständen und Lebewesen. Sie eignet sich zum kontaktlosen Speich-ern und Senden von Daten, kann über Vorlieben oder Gewohnheiten von Personen Auskunft geben oder auch Wege einer Person oder eines Gegenstandes nachvollziehbar machen.

Während RFID für Regierungen und Industrie eine ökonomische Innova-tion bedeutet, bringt RFID laut FuturistInnen die nächste Stufe der Ver-netzung. 2007 wurden 1,7 Milliarden Chips produziert, laut Prognosen wird sich der Absatz in den nächsten Jahren weiter dramatisch erhöhen. Als technische Innovation oder im Rahmen von Sicherheitsmaßnahmen sind solche Funkchips schon jetzt Teil unseres Alltags, vielfach ohne unser Wissen, denn RFID wurde und wird ohne öffentliche Debatte über Risiken und Nebenwirkungen eingeführt. Wer würde denn auch Techno-logien in Frage stellen, die prinzipell dafür gedacht sind, das Leben zu vereinfachen, Wartezeiten zu verkürzen, Abläufe reibungsloser zu machen oder gar bezweifeln, dass was als sicher gilt nicht sicher ist?
Ende 2007 begannen wir, Video-Interviews mit ExpertInnen wie Armin Medosch, Christopher Lindinger, Rena Tangens und noch vielen anderen zu führen. Auch der normale Amtsweg zur Ausstellung eines neuen Reisepasses, dem so genannten Sicherheitspass wurde filmisch dokumentiert. Der Reisepass enthält seit 2006 aufgrund einer EU-Richtlinie einen RFID-Chip, auf dem alle Daten nochmals digital und verschlüsselt gespeichert sind, ab 2009 kommt zusätzlich auch noch ein Fingerabdruck dazu. Kurz nach der Einführung in Holland, in England und Deutschland gelang es technischen ExpertInnen allerdings die Sicherheitspässe zu klonen. Wem die Sicherheitspässe also zu unsicher sind, sei es geraten, den Chip in eine Aluminiumhülle zu stecken, um so ein unbemerktes Auslesen zu unterbinden. Die nahe liegende Frage nach einem Kontrollinstrument, um die gespeicherten Information überprüfen zu können, wurden im Bürgerservice-Center mit Erstaunen verneint. Im Übrigen ist der Pass im Falle eines defekten Funkchips immer noch gültig, der/die Betroffene darf sich höchstens auf eine intensivere Auseinandersetzung mit den Grenzbeamten freuen. Weiters produzierten Leonard Wegscheider und Christian Korherr einen Videoclip, der einen niedrigschwelligen Eintritt in das Thema ermöglichen soll.
Alle Videobeiträge wurden unter der Creative Commons Lizenz auf servus.at/rfid veröffentlicht, und warten auf euren Besuch und Weiterverbreitung.
Die zunehmende Vernetzung von Dingen und Informationen führt zu der Erkenntnis, dass es durch die digitalen Netzwerke kein Vergessen und Verschwinden mehr gibt. Folgenden Fragen möchten wir im Laufe des Abends im Wissensturm nachgehen:
Welche Verbesserungen oder Visionen werden oder sind schon Realität?
Wer zieht aus welchen Gründen daraus Nutzen?
Welche Gefahren verbergen sich hinter dieser Technologie?
Mit welchen Problematiken beschäftigen sich AktivistInnen und DatenschützerInnen?
Warum spielen HackerInnen eine wichtige Rolle in technologischen Entwicklungen?

Wir freuen uns auf euren zahlreichen Besuch am 17. April!