Das Warten hat ein Ende: DORF TV kann ab 1. Juni on air gehen. Alle nötigen Zulassungsbescheide der Medienbehörde KommAustria sind eingelangt, Kernpartnerin des Community TV Projekts ist die Linzer Kunstuniversität. Im ehemaligen »Schirmmacher« am Linzer Haupt-platz wird in den nächsten Monaten ein Sendestudio und Begegnungsraum etabliert. Simone Boria sprach mit den GeschäftsführerInnen von DORF TV, Otto Tremetzberger und Gabriele Kepplinger.
Eines der ersten Formate von DORF TV wird eine Magazinsendung mit 3-Minuten-Beiträgen sein. Wie kommen die Beiträge zum Sender und wie werden sie präsentiert?
Gabriele Kepplinger: Es wird eine Art Magazin geben, das sich aus den Beiträgen zusammensetzt, die Menschen übers Internet hinaufladen. [...] Die Beiträge werden von einer Redaktion, das sind unsere »Botschafter-Innen«, angeschaut und auf Sendetauglichkeit – vor allem in medienrechtlicher Hinsicht – überprüft. Von technischer Seite werden wir großen Wert auf den Ton legen. Wenn der Beitrag in Ordnung ist, wird er freigegeben und reiht sich in einer Schlange ein. Die halbstündige Sendung wird dann automatisch von einem Computer aus diesen Beiträgen errechnet und abgespielt. Immer wenn ein neuer Beitrag kommt, fliegt der Älteste aus dieser halben Stunde raus und der Neueste wird vorne angereiht.
Es gibt einen Spruch von Georg Ritter: »Gebt das Fernsehen in die Hände der Künstler.« Was ist euer Verständnis von einem Community-Fernsehen?
Otto Tremetzberger: Eines ist DORF sicher nicht: Fernsehen in der Hand von Wirtschaft und Politik. Das war eine wesentliche Motivation in den letzten Jahren, an diesem Projekt dranzubleiben und wirklich auf der Grundlage der vielen Erfahrungen, die wir zum Beispiel mit Radio FRO oder mit dem Freien Radio Freistadt gemacht haben, auch ein Fernsehprojekt realisieren zu können. Wir wollen damit eine oberösterreichische Alternative zum bestehenden, bekannten, kommerziellen Angebot sein, aber gleichzeitig auch eine Erweiterung dessen, was man vielleicht schon vom herkömmlichen Community-TV kennt. Es soll auch eine Erweiterung der Erfahrungen im Radio FRO und im Freien Radio insgesamt sein. Der Begriff »usergeneriertes Fernsehen« beschreibt einen Ansatz, der sich von bestehenden Angeboten in der TV-Landschaft kräftig unterscheiden wird.
Inwieweit nehmt ihr Anleihen beim Public Access TV, das es in den USA ja schon seit den 80er Jahren gibt? Das war unmoderiert, nicht formatiert, Leute haben einfach nur ihre Sachen eingeschickt und das wurde dann ohne »Zensur« gesendet.
Gabriele Kepplinger: Fernsehen ist das einzige »Kastl«, in das man noch nicht hinein kann. Beim Radio geht’s mittlerweile schon über die Freien Radios, Internet ist ohnehin kein Thema. DORF wird ein Sender, wo möglichst viele Menschen Experimente, Inhalte und ihre Überlegungen zu Fernsehen ausprobieren und umsetzen können. Einerseits ist es ein offener Kanal für Organisationen und Einzelpersonen, NGOs etc., also alle, die in kommerziellen und öffentlich-rechtlichen Medien vernachlässigt sind oder gar nicht vorkommen. Sie können diesen Sender nutzen, um sich selbst und ihre Inhalte zu präsentieren. Ein weiterer Aspekt ist der des Experimentierens, also wie kann man Fernsehen anders nutzen als so, wie man es täglich sieht.
Wie finanziert sich die DORF-GmbH?
Otto Tremetzberger: Mit den Stammeinlagen der Gesellschafter werden wir einen Teil der Startinvestitionen tätigen können. Das ist eine wesentliche Eigenleistung unseres Projektes. Im Bereich der Finanzierung ist auf jeden Fall, das ist ja auch einer der wichtigsten Impulse der letzten Jahre gewesen, die neue Bundesförderung – der vergangenes Jahr eingerichtete Fonds zur Förderung des nichtkommerziellen Rundfunks – eine Perspek-tive. Bekanntlich gibt es seit 2009 eine Million Euro für nichtkommerzielles Radio und Fernsehen, heuer sind es sogar 1,6 Millionen Euro für 14 Radioprojekte und – mit DORF – zwei Fernsehprojekte. Wir rechnen damit, dass wir in dieser Förderung auch entsprechend berücksichtigt werden. Wir verhandeln auch schon seit Monaten mit der Stadt Linz über eine Förderung. Auch da sieht es ganz gut aus. (Stand April 2010, Anm. d. R.)
Factbox – DORF TV
• Website: www.dorftv.at
• Geplanter Sendestart: 1. Juni 2010
• Sendesignal: terrestrisch-digital (Antenne) / Sender am Lichtenberg
• Erreichbarkeit: via DVB-T-fähige Fernseher bzw. mit einer DVBT-Box / DVB-T-Stick für Computer
• BotschafterInnen können sich bei DORF melden
• Monatlicher Stammtisch: jeden 1. Mittwoch, 19 Uhr im Rothen Krebsen
• Struktur: DORF TV GmbH, Gründung am 17. November 2009
• Geschäftsführung: Gabriele Kepplinger, Otto Tremetzberger
• Technische Mitarbeiter: Ufuk Serbest, Stefan Hageneder