Eine eigene Währung als demokratischer Handlungsspielraum

Eva Falb über ein neues »Punk-System« in der Stadtwerkstatt.

Eine Regionalwährung stellt eine Alternative zu herkömmlichen Finanzsystemen dar und sollte ursprünglich die regionale Wirtschaft stärken. Ziel ist es einerseits die Kaufkraft in der Region zu behalten, sowie ein Bewusstsein für Mitbestimmung zu wecken, andererseits aber auch diese ganze Geld-Dominaz kräftig zu kritisieren. Ausgehend von Finanzkrisen oder strukturschwachen Regionen, ist das System »Regionalwährung« inzwischen weltweit verbreitet. Es werden viele verschiedene Regiogelder gezählt, die aus unterschiedlichen Motivationen entstanden sind. Die Geldsysteme werden von kleinen regionalen Gruppen bis hin zu einem eigenen Bankensystem organisiert. Auch in der STWST wird es demnächst eine Initiative zu einer alternativen Währungsform geben. In Zukunft kann man wahlweise auch mit dem »Gibling« zahlen!

Eine der ersten Alternativwährungen gab es zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren. In Wörgl wurde das sogenannte »Freigeld« eingeführt, um die regionale Wirtschaft zu stärken und somit die Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzuschwächen. Auf Druck der Österreichischen Nationalbank wurde das »Freigeld« jedoch verboten und dieser Eigenständigkeit ein kräftiger Strich durch die Rechnung gemacht. Die Regiogelder wurden damals vor allem aus finanzwirtschaftlichen Gründen als Komplimentärwährung eingeführt, um somit den weltweiten wirtschaftlichen Einbrüchen entgegen zu wirken. Die Idee dieser Schwundwährung lag vor allem darin, Geld nicht zu sparen, sondern für Konsumzwecke in der Region gleich wieder auszugeben. Somit sollten die Wirtschaft wieder in Schwung gebracht und die Arbeitsplätze in der Region gesichert werden. Der Aspekt der Umlaufsicherung wurde und wird teilweise durch einen Negativzinssatz garantiert. Die meisten HerausgeberInnen von Regiogeld wollen durch kontinuierliche Abwertung ein Horten und Spekulieren am Finanzmarkt verhindern und somit der Konzentration von Geldvermögen einzelner Personen entgegen wirken. In weiterer Folge erhofft man sich den Erhalt von regionaltypischen Besonderheiten, die Stärkung der individuellen Verantwortung für das jeweilige soziale Umfeld sowie die Rücksichtnahme auf die besonderen regionalen Bedürfnisse.

Viele Initiativen, die sich jetzt mit dem System der Alternativwährung auseinandersetzen, tun dies nicht auf Grund einer finanzwirtschaftlichen Notwendigkeit, sondern um den demokratischen Handlungsspielraum auszuweiten und die Eigenständigkeit einer Region zu unterstützen. Vor allem strukturschwache Gebiete erhoffen sich durch die Einführung eines regionalen Währungssystems die Kaufkraft zu stärken und der Abwanderung der Bevölkerung und deren Geld entgegenzuwirken. Durch geschlossene Geldkreisläufe sollen sich außerdem die Unternehmen einer Region selbst stärken. Somit wird nicht durch die Summe der Geldbeträge die Wirtschaft angekurbelt, sondern durch die Weitergabe der Währung an andere regionale Unternehmen. Dieses System funktioniert vorrangig durch Gutscheine, die gegen reguläres Geld eingetauscht werden. Beim Rücktausch in die eigentliche Währung wird eine Wertminderung eingerechnet, durch die wiederum Geld für die Initiative zur Verfügung steht. Diese Art der Umlaufsicherung gewährleistet einerseits, dass die Gutscheine ausgegeben werden und andererseits ermöglicht die Abwertung die Finanzierung anderer Projekte. Dieser Aspekt zeigt den Wandel von der früheren Motivation einer Alternativwährung zu den heute relevanten Interessen. Es zeigt sich, dass zu der Alternative zum Finanzmarkt und der Stärkung der regionalen Wirtschaft, die Unterstützung von regionalen und gemeinnützigen Projekten als Grund für eine Regionalwährung hinzugekommen ist. Weitere sehr interessante Projekte haben Regionalwährungen grenzüberschreitend als gemeinsame Zahlungsform eingeführt, oder den Wert eines Gutscheins nicht über eine andere Währung sondern Talente bewertet. So wie es mittlerweile virtuelle regionale Währungen gibt, gibt es in der Schweiz auch eine eigene Bank für die WIR-Währung, die aus einer Freigeld-Initiative zur Zeit der Weltwirtschaftskrise entstanden ist.

Viele Projekte zeigen, wie eine Umsetzung der Regionalwährung funktionieren kann und welche Vorteile dadurch entstehen können. Natürlich gibt es auch negative Stimmen, Bedenken und KritikerInnen. Die zwei häufigsten Kritikpunkte beschäftigen sich mit der regionalen Begrenzung der Währung und der Umlaufsicherungsgebühr. Die Begrenzung ist im Falle einer kompletten Einführung einer gültigen Alternativwährung ein großes Problem, da für überregionale Produkte und Firmen Geld gewechselt werden muss und dadurch Transaktionskosten anfallen. Ist das Regionalgeld allerdings als Komplimentärwährung konzipiert, werden diese Nachteile abgeschwächt. Es wird jedoch angenommen, dass das Regionalgeld in diesem Fall nur von denjenigen Haushalten eingesetzt wird, die vermutlich grundsätzlich in der Region einkaufen würden. Die Nachteile einer Umlaufsicherungs-gebühr liegen in dem Prinzip der Prämisse Konsum vor Sparen. KritikerInnen sehen darin eine Einschränkung der Handlungsfreiheit
und weisen außerdem darauf hin, dass für ein langfristiges Wirtschaftswachstum das Sparen unerlässlich ist - was jedoch eine umstrittene These ist.

Auch in der Stadtwerkstatt wird seit längerem über eine alternative Regionalwährung nachgedacht. Philosophische Diskussionen über die Neu-Erfindung der Welt haben sich inzwischen zu konkreten Plänen gewandelt und die ersten Schritte für die Einführung des »Giblings« wurden gesetzt. Noch ist der beachtliche organisatorische Hintergrund nicht vollständig geklärt. Dabei müssen sowohl praktische Aspekte wie die Form oder die Größe der Geldscheine durchdacht, als auch steuerrechtliche, organisatorische und künstlerische Fragen geklärt werden. Mehrere KünstlerInnen haben die Möglichkeit die »Giblinge« zu gestalten und somit durch die kleinen Kunstwerke auch ein visuelles Statement zu setzen. Als einer der ersten KooperationspartnerInnen, werden die »Giblinge« im Café Strom einlösbar sein. Auch beim Einkauf im STWST Shop kann mit »Giblingen« bezahlt werden. Weitere PartnerInnen werden noch gesucht, um das Projekt auf den Großraum Linz auszudehnen. Vorerst wird das Büro der STWST als Bankfiliale fungieren. Zukünftige Projekte für Außenstellen, die sogenannten »Punk Filialen«, sind in Planung und werden möglicherweise ab nächstem Jahr immer wieder für Aufmerksamkeit sorgen. Die »Giblinge« können dazu anregen, über das Geldsystem als bedeutender Bestandteil der sozialen Umwelt der Menschen nachzudenken, bestehende Strukturen zu hinterfragen und das Prinzip der Subsidiarität in kleinen Bereichen anzuwenden. Neben einer alternativen Möglichkeit dem weltweiten Finanzmarkt zu entkommen, kann auch die Sammlerleidenschaft geweckt, die Kulturförderung unterstützt oder einfach nur etwas Neues ausprobiert werden. Wir sind gespannt, wie sich dieses neuartige Projekt entwickeln wird und hoffen auf einen spannenden Diskurs.

Der Stadtwerkstatt Gibling:

- Der Gibling-Schein hat einen Kaufwert von 2 Euro
- Derzeit ist er im Café Strom und im STWST-Shop gültig
- Bis September gibt es einen Mengenrabatt bis zu 15% auf den Kauf von Giblingen
- Beim Rücktausch wird eine Gebühr von 5% verrechnet
- Ab Mitte Juni gehen wir auf Kurs!

Informationen auf der STWST Homepage und unter office@punkaustria.at