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LICHT, SOUND, SOIL, PARADOXES MATERIAL
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STWST No Content Dptm.
ON/OFF
Telematik-Lichtquelle per Stream
Eine Lichtquelle, die am eigenen Standort hängt, wird telematisch per Schalter bedient und gestreamt.
Die Arbeit On/Off stellt per Kippschalter telematische Nähe zum eigenen Standort her. Sie thematisiert in gewisser Weise telematische Verbindungen zu sich selbst: Über dem eigenen gestreamten Standort hängt eine Lichtquelle, die per Kippschalter übers Netz ein- und ausgeschaltet werden kann. Hintergrund aus dem STWST Streaming Department: Mit der Reduktion von Bildinhalten wird die Frage behandelt, was per Stream eigentlich vermittelbar ist. Der Gedanke, wenig oder keinen Content zu streamen, entstand in der STWST nicht erst während der Lockdowns. Aber besonders ab dann ging es verstärkt um Kritik an Streams als Ersatzorten: Es wurden etwa leere Räume oder Unter-wasserkonzerte für die Fische gesendet. Weiters fanden nach Konzerten, die vor niemandem und gleichzeitig als ungestreamter Akt fürs Universum gespielt wurden, mehrere Streaming-Konzerte im Morgengrauen statt. Hier wurden Wasser, Sonnenaufgang, Soundsetting und eingeladene Artists zu gleichwertigen Akteuren. Die Arbeit On/Off ist Fortsetzung, weitere Reduktion und Fragestellung nach einer Realität im »Imminent Delay«.
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STWST No Content Dptm.
RAW LIGHT / QUANTUM STORM
Lichttaktung / Halbleiterrauschen
24 Lichtquellen werden zusammen mit einem synchronisierten Halbleiterrauschen, dem Quantensturm, getaktet.
Ein Lichtkonstrukt aus 24 von der Decke abgehängten Leuchtkörpern wird in einer konstanten Taktung ein- und ausgeschalten. Zwischen roher Konstruktion und Abstraktion, zwischen Metall und immaterieller Materialität, dem Licht, stellen sich die Fragen nach den grundlegenden Materialien. Etwa nach der Elektrizität als Grundeinheit unserer Zivilisation. Elektrizität als Basis der Technologie ist so selbstverständlich, dass sie als Faktum beinahe verschwindet. Mit Licht als natürlich vorkommender elektromagnetische Strahlung verweisen wir auf erzeugte Elektrizität. Etwa auf das Stromrauschen der Leitungen. Wir gehen weiter zu einem Halbleiterrauschen, das im Raum als pd-gepatchter Quantensturm zu hören ist: Dort, wo die klassische Physik ihre Bedeutung verliert, liegt die Welt der Quanten. Die Geräusche, die über Halbleiter, atomaren Zerfall, Wärme oder interstellaren Wasserstoff entstehen, fordern unser Wahrnehmungs- und Abstraktionsvermögen. Die Quellen der Kreativität liegen zwischen dem Nichts als formloses Etwas, und den kleinsten, verrauschten Einheiten, die wir bereit sind, wahrzunehmen.
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Tanja Brandmayr / Astrid Benzer
POSTGLOW CINEMA
7 Minuten Gegenwelt-Quantenkino
Content aus Licht, Rhythmisierung und Bildfragmenten wird auf eine Nachleuchtfläche projiziert. Bewegungssequenzen und Text werden als prototypisches Kino mit Nachleucht-Eigenschaft untersucht.
Projektionsflächen, Innen- und Außenverhältnisse, Bewusstseinsfragen, Materialität und Medien werden thematisiert. Es handelt sich um Leinwand, Licht und Content im phosphoreszierenen Kinomodus. Phosphoreszenz beschreibt dabei einen quantenphysikalischen Effekt bei der Lichtanregung: Im Zusammenspiel der Komponenten entsteht hier ein Quanten-Cinema, bei dem die Lichtflächen im Hochenergiemodus durch die Abgabe der zuvor aufgenommenen Photonen wieder in einen Niedrigenergielevel wechseln. Mit und in diesem Nachleuchten werden kurze Szenen von Körperpräsenzen in Diffusität, Umkehrung oder als frühes Chronofotografie-Bildzitat gezeigt. Im digitalen Paradigmenwechsel geht es um Grundsatzfragen, welche Arten von Form/Content überhaupt in etwas übergehen, was im Technologiekontext oft als »immersiv« bezeichnet wird. Was bedeutet aber ein tatsächliches Eintauchen? Wir bringen mit dem Postglow Cinema die auratische Technologie zum Leuchten. Unschärfe statt Hyperrealität.
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Raphael Perret / Andreas Zingerle
TOXISCHE GESCHICHTEN
Audioguide-Narration
»Toxische Geschichten« thematisiert Hyperakkumulatoren und Phytomining. Es werden Geschichten, Ereignisse und Begegnungen der prozesshaften Forschungsreise dokumentiert.
Hyperakkumulatoren sind Pflanzen, die auf Böden mit hohem Schwermetallgehalt wachsen können und Mineralien wie Kupfer, Nickel, Zink oder Cadmium in ihrer Biomasse speichern. Auf vulkanischer Erde, industriellen Halden oder ehemaligen Berg- und Tagbaugebieten haben sie eine evolutionäre Nische gefunden, in der sie die problematischen Stoffe nicht einfach ignorieren oder umgehen, sondern zu einem hohen Anteil in sich aufnehmen. Die gespeicherten Schwermetalle können extrahiert und weiterverwendet werden, wodurch die Pflanzen zu biologischen Erzminen werden und sich über die Jahre Böden sanieren lassen. So auch in Industriegebieten und Mülldeponien, die sich im Österreichischen Altlastenatlas befinden.
In ihrer künstlerischen Arbeit »Toxische Geschichten« tauchen Raphael und Andreas in die Thematik ein und präsentieren Geschichten, Ereignisse und Begegnungen, die sie während der prozesshaften Forschungsreise u.a. in der Form eines Audioguides dokumentieren.
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taro
particula influxus
biomonitore
[be]achte die unsichtbare umgebung / das MIKROBIOMx:
-STREAMING
-RECORDING
-MONITORING
mittels elektrostatischem TEILCHENSTREAMER/samplery und mehreren BIO-MONITORENz wird/werden materieller inhalt / luftgetragene partikel / das lokale mikrobiom gestreamt, gesammelt und sichtbargemacht..
als analoge reaktion auf die digitale dominanz..
x microbiome definition re-visited: old concepts and new challenges (2020): das mikrobiom ist definiert als eine charakteristische mikrobielle gemeinschaft, die einen einigermaßen klar definierten lebensraum bewohnt (…) das mikrobiom bezieht sich nicht nur auf die beteiligten mikroorganismen, sondern umfasst auch deren aktivitätsraum (…) das mikrobiom bildet ein dynamisches und interaktives mikro-ökosystem anfällig für veränderungen in zeit und umfang.
y = DIY: lüfter + hochspannungsschaltung (zur erzeugung einer elektrostatischen oberfläche) + steuerung
z = diverse petrischalen gefüllt mit dem mikrobiom der STWST/linz & der ausstellung out of matter/electropixel/nantes auf M(alz)E(xtrakt)A(gar): reines MEA zur darstellung der gesamtheit des (lokalen) mikrobiellen lebens + antibiotisches MEA zur fokussierung auf unsere fungalen kohabitanten
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Julian Stadon / Roland van Dierendonck
RIVERBANK BUFFET
Performatives Riverbank Buffet und Workshop
Das Riverbank Buffet schärft mit öffentlichen, künstlerischen Ansätzen das Bewusstsein für Lebensmittel und Umgebung und nutzt das Thema der Mikrobiologie als Katalysator für Veränderungen.
Ähnlich wie ein Buffet bringt dieses Projekt verschiedene Ansätze der Lebensmittelproduktion aus der ganzen Welt zusammen – für alle und in einer einzigartigen ökologischen Palette. Es werden ausschließlich Lebensmittel verwendet, die entlang der Donau angebaut werden. Dabei kommen sowohl traditionelle als auch moderne Methoden zum Einsatz. Diese befassen sich mit Fragen der Verschmutzung, der Wiederherstellung des Ökosystems und der Gesundheit, und zwar durch künstlerische Analysen und Experimente mit Mikroben.
Das Projekt stellt einen Ansatz für öffentliches Engagement in lokalen urbanen Ökologien dar, die eine Idee von Kostproben miteinbezieht – von Lebensmitteln, Wissenschaft und ökologischem Landbau. Alle Proben und Kostproben beziehen sich auf diese zentrale Idee von Lebensmitteln am Flussufer. Es beginnt mit einem Picknick im Buffet-Stil, das am nächsten Tag als Workshop fortgesetzt wird. Diese Sammlung kleiner »Häppchen« von Kunst-, Wissenschafts- und kulinarischen Projekten skaliert Lebensmittelökologien von der mikrobiellen bis zur menschlichen Welt.
Präsentiert als ein Dégustationsmenü, werden diese »kleinen Happen« jeweils aus einem kleinen Gericht, einem Getränk und einem ökologischen Kunstwerk bestehen. Der Ort dieses Projekts, das Stadtwerkstatt-Deckdock, ist ein stark frequentierter Freizeitbereich. Wir wollen das Bewusstsein durch öffentliche, künstlerische Ansätze für Lebensmittel verbreiten, und die Mikrobiologie als Katalysator für Veränderungen nutzen.
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Pamela Neuwirth / Harald Purrer
fck tempus fugit
Installation, paradoxes Material
0 Nichts
1 Etwas
1 Vergehen
2 Fibonacci
3 Dauer
5 Frische
Wir vergehen vor dem Hintergrund der Ewigkeit. Im Warten folgen wir dem Zeitlosen. In der Zeitlosigkeit kommt die Stille. Jetzt zeigt sich die Ekstase in den Dingen … unangetasteter, frischer Grund …remember Courbet …
Drei Steine, von der nahe der STWST angrenzenden Friedhofsmauer, sind vergoldet. Die Steine schwimmen in schwarzer Milch – ein Oxymoron, das die ontologische Paradoxie anspricht.
Die schwarze Milch ist in ein niedriges Becken in Form eines Pascalschen Dreiecks gegossen. Akustisch ist die Ordnung mit Donner angezeigt, der zeitlich als Reverb der Fibonacci-Reihe folgt.
Quellensound: »Donner«-Sample als Impact und-Pad-Sound.
Sound-Variation: Quellensound breitet sich im Raum (Reverb-Plugin) aus, wobei die Raumantwort als neuer Quellensound dient; dieser wird wiederum in neuen Raum gesendet (Raumantwort der Raumantwort der Raumantwort).
Komposition: Der kompositorische Kontext folgt der Fibonacci-Reihe.
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FLUX LIBRE GÄSTE: APO33
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Solar Return
BABBLE V.1
Sound und Posters
Babble spricht mit der naiven Sprache des Flusses wie mit der Sprache von Kleinkindern. Der Fluss gibt seine Poesie und sein ständiges Werden an die Landschaft weiter – durch die Felsen, die er glättet, durch die Spalten, die er gräbt, durch die Seen, die er speist, und durch die Geräuschkulisse, die er verstärkt.
Dem Fluss zu lauschen, frei und ohne Zögern, ohne Form und ohne Grund, weckt in Babble rohe und ursprüngliche Instinkte.
Der Fluss spricht in einer Sprache, die gleichzeitig betäubend schön, erfrischend laut und doch unerbittlich beruhigend ist.
Der Fluss spricht für sich selbst.
Babble v.1 ist eine temporäre Intervention in der Landschaft. 8 hydrophonische Schalen - das sind kleine rote Skulpturen, die piezoelektrische Geräte beherbergen – ermöglichen es, die Mikrovibrationen in der Nähe zu sammeln und die Oberflächengeräusche des Flusses zu verstärken, der über umgestürzte Bäume und Felsen plätschert. Diese Geräte sind in der Lage, das Geplätschere des Flusses in Echtzeit zu isolieren und neu zu mischen - der Fluss wird zu einem Stream im Internet, der die Idee des kontinuierlichen Flusses im Cyberspace wiedergibt.
Nach mehreren Jahren der Erforschung und Aufzeichnung von Unterwasserklängen auf der ganzen Welt wollten wir eine Klanginstallation schaffen, die bestimmte Elemente dieser Forschung aufgreift und gleichzeitig eine Form der Skulptur vorschlägt, die Teil der Umgebung ist, ohne sie zu unterbrechen. Ziel ist, den Klang zugänglich zu machen, einen weiteren Hörbereich zu eröffnen und die Strömungen des Flusses in eine Verräumlichung von Musik aus flüssigen Klängen zu verwandeln.
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Jérémy Picard & Fryderyk Expert aka la Bricool
FREE FLOH
Reise in einem circuit-bent Kanu
Sound Performance mit circuit-bent Toys, gesteuert von einem Kanu.
Die Idee ist, diverse Toys und Devices aus örtlichen Second-Hand-Läden in den Fluss der Stadt ‚einzubauen‘. Bei diesem Projekt erleben wir die Dualität zwischen Lärm und Rauschen, das von diesen Versatzstücken ausgeht, und der Ruhe des Kanufahrens.
Während einer STWST-Residency auf dem Schiff Eleonore im Juli 2021 für Electropixel #11, organisiert von APO33 und STWST, führte uns ein Gespräch mit der SWST-Crew über unsere Leidenschaft für Circuit Bending zu einem Flohmarkt in Linz. Hier fanden wir einige elektronische Schätze, die damals aber nicht in einem typischen Bending geendet haben.
Während wir auf dem Boot arbeiteten, kamen wir auf die Idee, elektronisches Flohmarktspielzeug mit dem Wasserstrom zu ‚mischen‘. Wir haben die Elemente des Kanus benutzt, um die Klänge der Devices zu steuern - wie z.B. Schalter, Glitching, Verzerrung und so weiter.
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RADIO SIGNAL SPECIAL
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Adriana Knouf
MANIPULATING THE SIGNAL
Eleonore Radio Residency
Adriana Knouf arbeitet bereits eine Woche vor STWST48 auf dem STWST-Residency-Schiff Eleonore. Die Eleonore wird seit über zehn Jahren von der STWST für Artists und kritische Produzentinnen zur Verfügung gestellt. Das Schiff liegt in der Traun-Donaumündung in Linz.
Adrianas Residency: Der Hertzsche Raum ist der Bereich der elektromagnetischen Signale, der Umwandlung von Phänomenen in Wellen, die den Raum oder das Universum durchqueren können. Eine bestimmte Untergruppe dieses Raums, der Kurzwellenbe-reich, ermöglicht die Übertragung von einer Seite des Planeten zur anderen, wobei die Wellen an der Ionosphäre abprallen, die ihrerseits durch die Aktivität der Sonne moduliert wird. Das Recht, in diesem Bereich zu senden, wird durch komplizierte Vorschriften geregelt, die denjenigen, die über die »richtigen« Lizenzen verfügen, den Zugang zu diesem Raum ermöglichen. Noch einschränkender sind die stillschweigenden Regeln der Funkama-teure, die die Übertragungen auf die »effizientesten« beschränken und die Ästhetik der Übertragung in den Hintergrund drängen. Während des Aufenthalts werde ich neue Arten von Übertragungen erforschen, Modifika-tionen bestehender Codierungsarten, die die klanglichen Möglichkeiten der Übertragung im Kurzwellenspektrum in den Vordergrund stellen und die künstlerische Erforschung des Spektrums als Medium vorantreiben.
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Shu Lea Cheang / Adriana Knouf / Franz Xaver
MAKE ME A SIGNAL
Preludium für ein RADIOTOPIA
Live-Radio-Station am Maindeck, STWST und Radio Streams via Radio FRO Linz und ᴨNode Paris
beides auf fro.at und p-node.org: So, 12. Sept, 14:00 – 18:00
Seit 2009 liegt das Messschiff Eleonore, ein ehemaliges Vermessungsschiff, im Linzer Donauhafen. Es wird mit Solarenergie betrieben, wurde mit Funkkomponenten ausgestattet und im Rahmen der InfoLab-Aktivitäten der Stadwerkstatt für Artists in Residency Programme umgebaut. Die Funkbaken der Eleonore betreiben zwei Sender - einen 7 Mhz Kurzwellensender, der über WSPRnet gesendet wird und den geostationären Satelliten Rising Star Es‘hail QO100. Beide Sender arbeiten in unterschiedlichen Frequenzbereichen, wobei der unsichtbare elektromagnetische Raum über Antennen direkt mit der haptischen Welt verbunden ist.
Cyberhacking, viral-pandemisches Leben, der Wunsch nach Autonomie von der Cyber-Hegemonie - in den Hertz‘schen Wellen des elektromagnetischen Spektrums manifestieren sich Potenziale einer Abkehr vom zentralisierten Leben. Verbunden mit der Elektrodynamik des Erde-Himmel-Solar-Galaktischen Nexus nutzt die Funkübertragung einfache Schaltkreise, die weitreichende Effekte erzeugen. In einer Zukunft, in der die digitalen Netzwerke möglicherweise nicht mehr funktionieren, könnte das EM-Spektrum unsere primäre Art werden, um in Kontakt zu treten. Die 4-stündige Radiosendung MAKE ME A SIGNAL - Prelude to a RADIOTOPIA sendet eine Reihe von experimentellen Zugängen. Das Breitband-Radiospektrum lässt künstlerische Konzepte mit einer möglichen Zukunft korrespondieren.
Diese Prelude-Radiosendung ist der Startpunkt für einen RadioNet-Gipfel, der im Juli 2022 auf dem Schiff Stubnitz (stubnitz.com) stattfinden soll. Die Stubnitz ist derzeit in Hamburger Gewässern angedockt und stellt seit 1992 eine Plattform für kulturelle Forschung und Austausch dar.
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DEMATERIALISED
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STWST No Architects Dptm.
THE GRID MUSEUM - BAUSTELLE DER ZUKUNFT
Dematerialisierter offener Space
Das Grid-Museum und die Baustelle der Zukunft: Wir dematerialisieren ein ganzes Museum und senden Bilder per elektromagnetischer Wellen in den Äther.
Die No Architects der STWST haben einen ganzen Art Space in Luft aufgelöst. Am Maindeck steht ein Baugerüst, das ein unsichtbares Gebäude einhüllt. Das Grid Museum als dematerialisierter Space ist die Baustelle der Zukunft. Dort rumort aus vielen Gründen ein tiefer, pessimistischer Grundton im Bauch des Gebildes. Wir eröffnen den Grid-Kubus als offenen Space, als Begegnungs- und Gegen-Begegnungszone für alle, die sich angesprochen fühlen.
Pessimismus des Verstandes, Optimismus des Willens, Antonio Gramsci
Um dem pessimistischen Verstand einen Optimismus des Willens entgegenzusetzen, eröffnen wir ebenso ein Abstraktum der größtmöglichen Offenheit – die Unbegrenztheit des elektromagnetischen Raums.
Wir schlagen als Weg anders gedachte, nicht-protokollierte parallele Kommunikationstrukturen und Informationssysteme vor und beginnen hier mit Kunst: Im offenen System des Grid Museums hängen Bilder weder höher noch tiefer, sondern es geht um die Auflösung von Räumen as they were. Ein durchlässiger Space bespielt den unbegrenzten elektromagnetischen Raum mit einer aufgelösten Bildgalerie. Es findet hier, im Space ohne Wände und Floors, im elektromagnetischen Raum auf DIY-Basis ein anderer Bild- und Informationstransfer per Radiowellen statt. Radiowellen durchdringen Wände, überwinden Grenzen, breiten sich ins Weltall aus: Information und Kunstsammlung wandern somit in einen ungeregelten, analogen, offenen und grenzenlosen Space. Wir verstehen dies als politischen Akt und als Verweis auf einen neuen digitalen Intellekt, der seine Referenzpunkte möglichst weit außerhalb zu setzen hat.
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Franz Xaver & STWST No Content Dptm.
THE ELECTROMAGNETIC MASSAGE
Bilder ohne Oberfläche
Wir dematerialisieren Bilder und senden sie per elektromagnetischer Wellen in den Äther.
- Wir senden Funksignale per Bakensender vom Schiff Eleonore in Linz.
- Bei diesem Projekt übertragen wir per Funksignal Bilder. Um Grenzen hinter uns zu lassen. Und um im unbegrenzten elektromagn etischen Raum eine dematerialisierte Galerie zu eröffnen.
- Die Bilder werden per QO100 Narrowband WebSDR übertragen, mit Hilfe des Es‘Hail QO100 Satelliten. Wir senden im 150 Jahre alten Faxformat, das immer noch von Nachrichten- und Wetterdiensten verwendet wird. Das Rufzeichen ist OE5FXC.
- Am Samstagabend senden und empfangen wir live auf dem Maindeck vor der STWST. Es ist ein visueller und akustischer Sendevorgang: Die Übertragung ist dort zu sehen und zu hören. Wer die Transmission per Netz mitverfolgen will: https://eshail.batc.org.uk/nb/ und 10489,586 kHZ.
- Neben dieser Netzwerkschnittstelle werden wir auch eine Downlink-Antenne auf dem Maindeck installieren, um unabhängig vom Netz zu sein. Die Downlink-Antenne empfängt das Sendesignal direkt vom Satelliten Es‘Hail QO100. Hier ist die Übertragung nur zu hören.
- Zurück zu den Bildern, die wir senden: Das erste Bild, das wir in den elektromagnetischen Raum senden, zeigt ein Projekt, bei dem eine Antenne Wasserstoffstrahlung aus dem Universum empfängt. In einem anderen geht es um die Schlafmessung und die Thematisierung tieferer Ressourcen. Einige weitere Bilder werden folgen. Aber der Inhalt ist nicht wichtig.
- Das elektromagnetische Medium ist hier die Massage.
- Die Übertragung und Rückübertragung der Radiowellen in ein Bild ist live bei STWST zu sehen: Über Satellitenempfänger und Netzwerkschnittstellen. Wer den Abruf per Netzwerkschnittstelle selbst ausprobieren will: Nach einer App suchen, die das kann.
- Wir senden vom Maindeck, vom The Grid Museum - Baustelle der Zukunft
- Auf dem Maindeck wird außerdem ein Camper vorfahren: Das Projekt wird mit technischer Insfrastruktur und inhaltlicher Vermittlung durch den Media Camper von Karel Dudesek und Marcus Kabele unterstützt.
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Michael Aschauer
ŦɏŁᵻⱣⱥ MANIA
Non Fungible Tokens, rematerialising NFTs
ŦɏŁᵻⱣⱥ ist ein einzigartiger NFT-Vertrag, der im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde. ŦɏŁᵻⱣⱥ ist ein autonomer Code, der kunstvolle Blumen auf der Blockchain erzeugt. Jede Ethereum-Wallet-Adresse kann eine unbegrenzte Anzahl einzigartiger Blumen wachsen lassen, aber das Wachsen braucht Zeit: Die Genese kann nur einmal in sieben Tagen stattfinden. Und wie alles andere auf dieser Welt kostet es eine Gebühr.
Diese Blumen sind nicht einfach nur Bilder, sie werden von und auf der Blockchain selbst generiert. Die ŦɏŁᵻⱣⱥs haben sich an die begrenzten Bedingungen von Speicher und Rechenleistung des verteilten »Weltcom-puters« angepasst und einfache, aber schöne Formen entwickelt. Dies sind die allerersten Blüten einer dezentralen Kryptowelt! Wir alle wissen, dass Transaktionen, die mit Proof-of-Work durchgeführt werden, enorme Mengen an Energie verbrauchen. Seien Sie sich also bewusst, dass Sie durch die Schaffung künstlicher Blumen auf der Blockchain zur Beschleunigung des Klimawandels und der damit verbundenen Naturkatastrophen beitragen. Aber verzweifeln Sie nicht: Sie schaffen eine neue Flora! Kümmern Sie sich nicht um die alte! Außerdem gleicht ŦɏŁᵻⱣⱥ dies aus, indem es 50 % seiner Präge- und Wiederverkaufsgebühren direkt an 350.org abführt, wie im Vertrag verschlüsselt (die andere Hälfte geht an seinen genialen Schöpfer).
ŦɏŁᵻⱣⱥ ist die Tulpenmanie für das kommende dunkle Zeitalter des 21. Jahrhunderts! Wenn die Blumen in der Natur verwelken und absterben, ersetzen wir sie einfach und lassen sie in der Blockchain wachsen.
Ist es nicht das, wofür die Blockchain erfunden wurde?
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STWST
STROM GALERIA
The 48-Hours-Return of Pictures on the Wall
The 48-Hours-Return von Bildern an den Wänden: Das aufgehängte Bild ist noch nicht ganz tot.
Aufgehängte Bilder sind seit den Kunst-Manifesten des 20. Jhdt. zum Anachronismus verkommen. Das aufgehängte Bild ist vielleicht noch nicht tot, riecht aber schon lange Zeit komisch. Der Begriff der Flachware hat die Legitimation zum Bild quasi zusätzlich abgeschafft. Umso mehr überschwemmen Bilder die Screens und Devices – kommerziell, ideologisch, konservativ, beliebig, belanglos oder als digitale Flachware in the Bubble. Der digitale Kunstmarkt besorgt den Rest.
Mit der Strom Galeria stellen wir die Frage nach Bildern, Medien, Sammlungen. Wir referenzieren einen neuen Konservativismus, der Bilder lediglich digital stapelt. Wir zeigen - als Akt des Widerstandes der materialisierten Bilder - auf einer Bilderwand im Cafe Strom exemplarisch einige Arbeiten aus mehr als 40 Jahren Stadtwerkstatt-Geschichte. Höchst unvollständig und unspektakulär. Die Bilder haben Bezug zu Medienprojekten, Information, Natur - und vor allem einer Auseinandersetzung mit einer Kunst nach den neuen Medien. Hinter jedem Bild verbergen sich Kontexte, Gebilde, Gegenstrategien, das Herrichten der Mittel. Und mitunter die Notwendigkeit, die Mittel auch gegen sich selbst zu verwenden: In allen Projekten geht es um die immerwährenden Strategien der erweiterten Kontexte, offenen Kanäle und ihrer Feinde. Wir betonen die zeitlose Ästhetik dieser Haltung als politischen Akt.
In die Strom Galeria wurden 2 No-Content-Bilder eingefügt. Die Auseinan-dersetzung mit Bildern, Medien, Materialisierung und Dematerialisierung findet sich an mehreren Stellen: Bei ŦɏŁᵻⱣⱥ Mania referenzieren wir an der STWST-Fassade (zum Spaß) die Sammlungen der kunsthistorischen Museen, die ihre Bilder bis unter die Decke hängen. Beim Grid Museum hingegen hängen die Bilder weder höher noch tiefer; sondern es geht um die Auflösung von Räumen as they were. Hier findet in die Unbegrenztheit des elektromagnetischen Raums ein völlig anderer Bildtransfer per Radiowellen statt.
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