Konstruierte Werte

Franz Xaver über die 3. Edition der Community-Währung Gibling.

Die 3. Edition der Giblinge von Punkaustria erscheint am 15. Juni 2014. Die neue Edition wird von der Künstlerin Deborah Sengl (siehe Versorgerin-Cover) gestaltet. Ziel unserer Währung ist die Förderung einer Community im Kunst- und Kulturbereich. Dazu gehören aber auch Kleinbetriebe genauso wie der kreative Wirtschaftsbereich, KünstlerInnen, ErfinderInnen, Weltverbesserungsvisionäre, aber auch normale Ich-AG-HandwerkerInnen. Die beste Maßnahme, um diese Währung und damit auch ihre Communitiy zu fördern, sind die satten Rabatte, die beim Wechseln von Euros auf Giblinge gewährt werden. Direkte NutznießerInnen dieser unterschiedlichen Rabatte sind unsere PartnerInnenbetriebe, welche diese bei eingelösten Giblingen von der Punkaustria in voller Höhe rückerstattet bekommen, und vor allem die NutzerInnen, für die alles bis zu einem Drittel billiger wird.

Wie macht das Punkaustria?

Viele Leute werden sich nun fragen: Warum kann sich die Punkaustria das leisten? Der Grund ist einfach: Eine große Anzahl von Personen, die Giblinge tauschen haben eine enorme Sammelleidenschaft. Anders ist nicht zu erklären, warum so viele Geldscheine nicht wieder zur Punkaustria zurückkommen. Dies können wir nun einschätzen, da heuer die Gibling-scheine der 1. Edition, gestaltet von Oona Valarie das erste Mal um 5 Prozent im Realwert fallen und noch immer 4000 Giblinge im Umauf sind.

Da die Punkaustria gerade dabei ist, eine Wertschöpfung in einer Community aufzubauen, könnten wir rein theoretisch Rabatte bis zu 33 Prozent vergeben. Was auch geschehen wird, wenn genügend Giblinge getauscht werden. Das bedeutet, dass alle Waren- und Dienstleistungen, die in diesem Wertesystem angeboten werden, für die NutzerInnen um bis zu einem Drittel billiger werden. Die Sammelleidenleidenschaft wird natürlich durch die Herausgabe des 500er Scheins unterstützt. Der Gibling ist ein umlaufgesichertes Währungssystem – Umlaufsicherung bedeutet einen Verfall des Realwertes. In unserem Fall braucht es 6 Jahre. Auch die Tatsache eines realen Werteverfalls kann anscheinend den Glauben an einen Kunstwert oder den Glauben an ein Stück Papier nicht erschüttern.

Wertverlust und Kunstwert

Wertverlust war auch ein gewichtiges Argument, das gegen den Gibling bei der ART-FAIR 2013 angeführt wurde. Der 500 Giblingschein, der auf handgeschöpftem Papier gedruckt ist und als Wasserzeichen das STWST-Logo besitzt, ist durchaus ein kunstähnliches Werk, das man auch aus der Mappe nehmen und in einem Kunstkontext an die Wand hängen kann, aber er bleibt bis zu seiner Entwertung nur ein Realwertersatz. Viele der kunsthandelnden Personen auf der ART-FAIR glaubten nicht an einen Kunstwert, wenn das Werk automatisch an Realwert verliert. Zusätzlich haben diese Geldscheine nicht einmal eine limitierte Auflage, was eigentlich ein No-go für diesen Markt ist. Die Argumente unserer Punkdirektion, dass es sich hier um kein herkömmliches Kunstwerk handelt, sondern – auf Grund der jährlichen Vernichtung aller abgelaufenen Scheine – um eine zeitliche Limitation, haben nicht gefruchtet. Auch das Argument, dass der Geldschein wegen der Seriennummer und des Kopierschutzes nicht nachgedruckt werden kann, zählte nicht. Doch die Realität hat dann doch der Direktion der Punkaustria recht gegeben: Auf der ART-FAIR wurde der Dritte von bisher insgesamt acht großen Scheinen gegen reale Euros getauscht. Sogar ein Museum hat in die Museumskasse gegriffen und nun einen dieser Scheine in seine Sammlung aufgenommen. Da die Scheine noch im aktiven Realwertsystem sind, können sie jederzeit zum aktuellen Zeitwert rückgetauscht werden, dafür haben wir ja auch die Rücklagen in unserer Zentralkassa gebildet. Doch viele Personen, Firmen und Institutionen, die diesen Schein getauscht haben, signalisierten, dass sie den 500er Schein von Leo Schatzl lieber in einem Bilderrahmen oder in der Aufbewahrungsmappe sehen, als den einen 500-Euro-Schein mehr in ihrer Bank.

Geldvernichtungsparty

Mit dem 15. Juni 2014 ist es nun das zweite Mal soweit. Die Scheine von Leo Schatzl werden nicht mehr ausgegeben. Es sind also nur mehr zwei Wochen, in denen man noch einen 500er von Leo Schatzl regulär bei der Punkaustria tauschen kann.

Rund um den 15. Juni werden in Wien, Linz und Graz Geldvernichtungs-parties veranstaltet. Ob die übrig gebliebenen Scheine mit dem Schredder vernichtet oder ob sie verbrannt werden, ist zur Zeit noch nicht festgelegt und das hängt auch von dem Ort ab, wo die Veranstaltung stattfinden wird.

Ab dem 15. Juni beginnt der neue Zeitraum für Deborah Sengl. Mit Deborah Sengl verlegen wir unseren Schwerpunkt in den Raum Wien. Dafür haben wir auch eine neue Wechselstelle im Museumsquartier Wien bei der Rezeption »ESEL.at«, gleich neben der Kantine, eingerichtet. Mit Jasmin Ladenhaufen repräsentiert uns nun eine Mitarbeiterin in Wien, die ihre Erfahrungen vom Modepalast in unser Ersatzwertesystem einbringt. Zurzeit gibt es ca. 15 Betriebe in Wien, die diese Währung akzeptieren. Mit dem Opendesignfestival »Viennaopen.net« haben wir für diese Edition bereits einen kleinen Bereich der Kreativwirtschaft gefunden, der diese Währung in den Umlauf bringen wird. Neben der Ausgabe von Scheinen für den alltäglichen Gebrauch, wird die gesamte Edition auch in einer schwarzen Mappe mit allen Scheinen (1er, 2er, 5er, sowie ein 500er) im schwarzen Karton ausgeliefert. Wir sind neugierig, ob sich dadurch der Glaube an den künstlichen Wert weiter entwickeln wird. Und die Waren und Dienstleistungen für die NutzerInnen dadurch noch billiger werden können.

Die Scheine von Leo Schatzl werden ab 15. Juni 2014 nicht mehr ausgegeben, der Realwert fällt das erste Mal am 15. Juni 2015 um 5 Prozent. Bis dahin haben die EigentümerInnen Zeit sich zu entscheiden, ob sie ihren 500-Euro-Schein behalten wollen, ob sie auf den neuen Schein von Deborah Sengl wechseln, oder ob sie die 5 Prozent an Realwertverlust in Kauf nehmen und an einen neuen Kunstwert glauben.

 

Info

In diversen Wechselstellen in Wien, Graz und Linz können Euros in Giblinge getauscht werden.

Der Gibling kann bei allen PartnerInnengeschäften als Zahlungsmittel für Waren und Dienstleistungen verwendet werden, es besteht kein Anspruch auf Barablöse. Die Ausnahme ist hier der 500er Schein, dieser kann jederzeit zum umlaufgesicherten Realwert rückgetauscht werden.

Der Gibling ist mindestens ein Jahr lang ohne Wertverlust gültig! Das Ablaufdatum ist aufgedruckt.

Nach Ablauf der jeweiligen Scheine können diese in der Punkaustria nach Voranmeldung (office@punkaustria.at) in aktuelle Gibling Scheine mit einem 5%igen Wertverlust im ersten Jahr getauscht werden. Danach verdoppelt sich der Wertverlust mit jedem Jahr, im 5. Jahr nach Ablauf verliert er seine Gültigkeit.

Die aktuelle Liste der PartnerInnenbetriebe und Wechselstuben auf: www.punkaustria.at

Der 500er Gibling von Leo Schatz ist noch bis 15. Juni erhältlich.