Digitale Objekte & radikale Vorstellungskraft

Felix Stalder stellt verschiedene Formen digitalen Eigentums vor und analysiert die fundamentalen Unterschiede zwischen Commons und NFTs.

Digitale Kultur war schon immer eine Quelle radikaler sozialer Fantasie. Und in einer kapitalistischen Gesellschaft gibt es kaum etwas Radikaleres als die Neudefinition von Eigentumsverhältnissen. In den letzten 50+ Jahren gab es drei Möglichkeiten, digitale Objekte – Datenblöcke, Softwarecode, Informations-»Inhalte« – als Eigentum zu betrachten. Entweder als geistiges Eigentum (zunächst als Urheberrecht, später auch als Patente), als Gemeinschaftseigentum (unter freien Lizenzen) oder als »beglaubigte Kopien« (Blockchain-basierte nicht-fungible Token, NFTs). Eigentumsverhältnisse prägen alle Aspekte von Gesellschaft und Kultur, und mit jeder dieser vorgestellten Formen werden unterschiedliche gesellschaftliche Visionen gefördert. Die Vision, die durch geistiges Eigentum zum Ausdruck kommt, ist strukturell konservativ und stellt Unternehmen, die Waren produzieren, und Künstler, die als individuelle Genies vermarktet werden, in den Vordergrund. Der Vorstoß in Richtung Gemeinschaftseigentum und »beglaubigte Kopien« beinhaltet hingegen radikale Brüche mit dem Status quo – und zwar radikal unterschiedliche. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass in der Zukunft noch eine andere Art der Organisation des Digitalen als Eigentum auftaucht (wer weiß?), aber in diesem historischen Moment sind Gemeinschaftseigentum und beglaubigte Kopien diejenigen, durch die radikale Brüche formuliert werden. Allerdings nicht unbedingt zum Besseren.

Commons: Digitale Objekte als Medium der Gemeinschaft

In den frühen 1980er Jahren wurde das Software-als-Urheberrecht-Modell von Unternehmen wie Microsoft konsolidiert. Deren CEO Bill Gates hatte dieses Modell in seinem berühmten »Offenen Brief an die Hobbyisten« (1976) eingeführt, indem er das bis dahin akzeptierte Teilen von Software plötzlich als »Diebstahl« bezeichnete. Seine Vision beinhaltete die Aufteilung der Computernutzer in »Produzenten« (von Quellcode) und »Konsumenten« (von Binärcode) und die Organisation ihrer Beziehung als kommerzielle Transaktion.

 

Creative Commons (Bild: Public Domain)

 

Die Durchsetzung dieser Vision löste eine Gegenbewegung aus, die Software in erster Linie durch die Linse der früheren offenen Peer-Kultur betrachtete und über Wege nachdachte, die Gemeinschaft der Nutzer:innen/Programmierer:innen wiederherzustellen und zu erweitern (Stallman 1985). Mit der Einführung der Copyleft-Lizenz, einem genialen juristischen Hack, der die soziale Dynamik des Urheberrechts auf den Kopf stellte (Copyleft), gelang es dieser Bewegung, die individuelle Autonomie (die Fähigkeit, die eigene Software zu nutzen sowie anzupassen und damit aus der passiven Form von Verbrauch/Endnutzung auszubrechen) und die Fähigkeit, eine Gemeinschaft aufzubauen (das Recht, Kopien und Verbesserungen zu teilen und damit die Exklusivität kommerzieller Transaktionen abzulehnen), rechtlich abzusichern. Das Hauptziel dieser Bewegung für Freie Software war ein politisch-ethisches: Jeder sollte »frei sein, seinen Nachbarn zu helfen«, wie Stallman es ausdrückte. In den 1990er Jahren wuchs diese Bewegung rasch, nicht zuletzt, weil das Internet die Kosten für die Verbreitung digitaler Objekte und die Koordination einer großen Zahl von Freiwilligen drastisch senkte. So entstand auf spektakuläre Weise die Gemeinschaft, von der man anfangs nur träumte.

 

Open Access (Bild: MikeAMorrison (CC BY-SA 4.0))

 

Während das gemeinschaftliche Ethos und die Werte stark blieben, wurde die treibende Kraft bald praktikabler. Die zugrunde liegende Konzeption von Software als gemeinsam genutzte Ressource und die Fähigkeit einer verteilten Gemeinschaft, diese Ressource unabhängig von Verträgen und Zeitplänen für die Produktveröffentlichung zu nutzen, erwies sich als sehr produktiver Rahmen für die Entwicklung komplexer Wissensgüter (Benkler 2002). Um die Jahrtausendwende schufen diese beiden Kräfte – die gegenkulturellen, kommunitaristischen Wurzeln der Netzkultur (Turner 2006) und die wachsende finanzielle und kulturelle Macht der internetzentrierten Organisationen – eine berauschende Mischung aus praktischem und utopischem Denken über die Macht des Internets, alte Beschränkungen zu überwinden und ein Reich der Freiheit und Zusammenarbeit zu schaffen (Moglen 1999).

Als sich der Zugang zum Internet und die Vertrautheit mit ihm über hochtechnische Subkulturen hinaus ausweiteten, wurde die Frage des digitalen Eigentums auch in Bezug auf nichttechnische »Inhalte« virulent. Indem die neue Erfahrung mit freier Software mit der alten Praxis der Allmende verbunden wurde, entstand ein neuer Horizont sozialer Möglichkeiten (Boyle 1997), der sich teilweise mit der Vision der globalen Gerechtigkeitsbewegung überschnitt, dass »eine andere Welt möglich ist«.
»Teilen« wurde erneut redefiniert, nun als »Fürsorge«, und selbst offen illegale Praktiken wie Piraterie im großen Stil wurden als »Filesharing« in diesen neuen Horizont integriert und als eine Form des zivilen Ungehorsams dargestellt, um das unvermeidliche Entstehen einer Kultur nach dem Ende des Urheberrechts zu beschleunigen. »Kingdom of Piracy«1 (2002-2006), eines der ersten internationalen Kunstprojekte, das sich mit dieser neuen Kultur auseinandersetzte, erklärte »den freien Austausch digitaler Inhalte – der oft als Piraterie verurteilt wird – zur ultimativen Kunstform des Netzes«.2

 

Kingdom of Piracy (Bild: KOP, Screenshot)

 

Auf der rechtlichen Seite übertrugen Projekte wie Creative Commons die Lizenzen für freie Software auf den Kulturbereich, und in einem Bereich nach dem anderen - wissenschaftliches und kulturelles Publizieren (Open Access), kollaboratives Schreiben (z. B. Wikipedia), Musik (Netlabels), Datenmanagement (Open Data) und mehr - wurden neue »offene« Ansätze entwickelt, die digitale Objekte als nicht-rivalisierende, gemeinsam genutzte Ressource betrachteten, aus der die Menschen mit minimalen Einschränkungen schöpfen können und zu der sie entsprechend ihren Fähigkeiten beitragen sollten - eine partizipatorische, demokratische Vision.

 

Copyleft (Bild: Public Domain)

 

Aus Sicht der politischen Ökonomie war die entstehende Dynamik »a-kapitalistisch«, in dem Sinne, dass sie nicht in direktem Gegensatz zum Kapitalismus stand, aber auch nicht vollständig in dessen Logik enthalten war. Dies war, wie sich herausstellte, sowohl die Stärke als auch die Schwäche dieser Vision. Sie war eine Stärke, weil sie die Kapazitäten einer äußerst vielfältigen Koalition von Akteuren nutzbar machen und eine echte Innovation und ein neues Paradigma der Zusammenarbeit etablieren konnte, das auf Dauer Bestand hat (Weber 2004). Auch im kulturellen Bereich bleibt es eine Perspektive, die weiterhin zur Suche nach Ausdrucks- und Seinsformen anregt, die nicht vollständig der totalisierenden Logik der Kommerzialisierung unterworfen sind (Sollfrank, Stalder und Niederberger 2021). Dies war jedoch eine Schwäche, da die Bewegung dadurch nicht in der Lage war, mit den ständigen Prozessen der Einschließung (die zu einer effektiven Enteignung der ursprünglichen Produzenten führte) und der Einbindung in eine kapitalistische Logik der »vorwettbewerblichen Zusammenarbeit« umzugehen. Außerdem wurden neue Geschäftsmodelle eingeführt, die zum einen die Lizenzen untergruben, indem sie Software als Dienstleistung neu definierten (und damit die Verpflichtung zur Weitergabe von Verbesserungen bei der Verbreitung angepasster freier Software aufhoben), und zum anderen das Urheberrecht aushebelten, indem sie in hohem Maße darauf ausgerichtet waren, aus der durch das »Teilen« entstehenden sozialen Interaktion Kapital zu schlagen. Infolgedessen bleiben die digitalen Gemeingüter und ihre Definition von digitalen Objekten eine wichtige Quelle für technisch-wissenschaftliche Innovationen, aber ihr sozial-utopischer Horizont schrumpfte effektiv zu einer Nische.

NFTs: Eigentum aus künstlicher Verknappung

Neben dem sich rasch entwickelnden Umfeld der Blockchain-basierten Kryptowährungen, die als Technologie weitgehend quelloffen sind, ist in den letzten fünf bis zehn Jahren ein neuer Rahmen für digitale Objekte entstanden,3 der von der Welt des Sammelns von Kunst oder anderer Wertgegenstände inspiriert wurde. Die beiden Welten – digitale Währungen und Sammlerobjekte – haben sich in Form von nicht-fungiblen Token (NFT) zusammengefunden, d. h. einem Eintrag in einer Blockchain, der das Eigentum an etwas Einzigartigem repräsentiert, das normalerweise woanders liegt.

Die Schlüsseleigenschaften solcher (physischen oder digitalen) Objekte sind ihre Seltenheit, der soziale Status, den ihr Besitz verleiht, und die Möglichkeit, sie auf spezialisierten Märkten zu handeln. Als solches steht dieses Verständnis eines digitalen Objekts im grundlegenden Gegensatz zur Vorstellung von gemeinsam genutzten, nicht rivalisierenden Ressourcen. Tatsächlich ist es gerade die extreme Form der Rivalität, die einzigartige oder seltene Gegenstände darstellen, die notwendig ist, damit sie Wert erlangen. Außerdem entfällt die Notwendigkeit der Kontrolle über die Kopie, da der Schwerpunkt auf den »Originalen« liegt, die sich grundlegend von den »Kopien« unterscheiden. Nun ist in einem digitalen Kontext die Unterscheidung zwischen »Original« und »Kopie« aus materialistischer Sicht unsinnig, da es kein Original gibt und alle Kopien identisch sind. Die gleiche Situation besteht jedoch auch anderswo, zum Beispiel in der Fotografie, wo der erste Abzug im Prinzip dem 1000sten Abzug desselben Bildes entspricht (sei es von einem physischen Negativ oder einer digitalen Datei). Nichtsdestotrotz hat der Kunstmarkt Wege gefunden, eine feine Differenzierung einzuführen, von »Originalen« (d. h. einer begrenzten Anzahl von Drucken, die von den Künstlern signiert sind) zu »authentifizierten Reproduktionen« (die von einem exklusiven Händler mit Zugang zum Künstler oder seinem Nachlass hergestellt werden), Büchern, die nach Qualität und Preis segmentiert sind, billigen Reproduktionen wie Postern, Postkarten, T-Shirts, bis hin zu »schlechten Bildern«, die im Internet kursieren. Die Konzeptkunst hat durch verschiedene Formen der »Aneignung« sogar Wege gefunden, massenhaft produzierte Kopien (z.B. Werbeanzeigen) wieder in neue, äußerst seltene Originale zu verwandeln, die für Millionenpreise verkauft werden (Harrison 2012). In all diesen Fällen ergibt sich der Wert weniger aus dem Material, sondern aus den relationalen Eigenschaften der Objekte. Im Falle der Fotografie ist die Kopie umso wertvoller, je näher sie dem eigentlichen Künstler stand, wobei die direkt berührte oder in anderer Form gesegnete Kopie am wertvollsten ist.

 

NFT-Eigentumsdiagramm (Bild: CactiStaccingCrane (CC0 1.0))

 

Bei den NFT wird die Knappheit dadurch erzeugt, dass ein Exemplar (oder eine kleine Anzahl von Exemplaren), das irgendwo aufbewahrt wird, willkürlich als »Original« oder »beglaubigtes« Exemplar bezeichnet wird, und dieses Exemplar dann durch Speicherung eines Verweises darauf in der Blockchain gekennzeichnet wird. In der Blockchain wird nicht der seltene Gegenstand gespeichert, sondern ein Token dafür. Da alle Transaktionen unveränderbar aufgezeichnet werden, kann der aktuelle Besitzer des Tokens immer zweifelsfrei ermittelt werden. Perfekt für den Handel. Da der Wert im Besitz der einen beglaubigten Kopie liegt, besteht keine Notwendigkeit, den Fluss der nicht beglaubigten Kopien zu kontrollieren, selbst wenn sie materiell identisch sind, da es auf die relationalen Eigenschaften ankommt, und die sind bei jeder Kopie anders.

Auch hier hat diese neue Konzeption des digitalen Objekts als einzigartige Entität sowohl praktische Innovationen und einen sehr großen Markt hervorgebracht, als auch ein Übermaß an utopischem Denken, das von der Demokratisierung des Eigentums, der Dezentralisierung des Kunstmarktes bis hin zur Schaffung neuer Genres des kulturellen Ausdrucks und völlig neuer Sektoren der »Kreativwirtschaft« in vollständig digitalen Umgebungen wie Multiplayer-Online-Spielen oder dem Metaverse von Facebook reicht. 
Für andere ist es eher eine pragmatische Gelegenheit, endlich einen Markt für ihre Kreationen zu finden und etwas Geld zu verdienen, solange es der Markt zulässt. Angesichts des Boom-Charakters der aktuellen Phase gibt es einen gewissen Spielraum für Experimente und unkonventionelle Erfolge, obwohl die dem Kunstmarkt innewohnende Logik zu einer extrem steilen Pyramide tendiert.

Auch wenn oberflächlich betrachtet viel von Gemeinschaft und Demokratie die Rede ist (oft fälschlicherweise mit Dezentralisierung gleichgesetzt), ist die soziale Vision, die durch diese Art von digitalen Objekten vorangetrieben wird, höchst reaktionär. Sie stützt sich auf die tiefgreifenden rechtslibertären Strömungen innerhalb der digitalen Kultur (Golumbia 2016), produziert eine triviale Version von Adam Smiths Gesellschaft unabhängiger Ladenbesitzer als »Schöpfer« und fügt sich vollständig in den Megatrend der Finanzialisierung ein (Haiven 2014). Anstatt die bereits vorherrschende Logik der Finanzspekulation und der wettbewerbsorientierten Märkte in Frage zu stellen, verschärft sie diese, indem sie immer mehr Menschen dazu verleitet, nach ihren Regeln zu spielen. Eine weitere Verschärfung der für den Neoliberalismus so zentralen Vision einer »Eigentumsgesellschaft«.

Im engeren Sinne führt diese Art von digitalem Objekt sehr altmodische soziale Subjekte wie den »genialen Künstler« und den »Sammler« wieder ein, eine Form hyperbesessener Individuen, die durch den Austausch von Charisma und Geld miteinander verbunden sind. Etwas weiter gefasst, vergegenwärtigt das eine Welt, in der Eigentum die dominierende Beziehung zwischen Menschen und der Welt ist, in der, wie es ein Kunstsammler in Nathaniel Kahns Dokumentarfilm »The Price of Everything« (2018) ausdrückt, »Geld Engagement schafft« und jede mögliche Art von Beziehung als kommerzielle Transaktion realisiert wird. Noch weiter gefasst wird eine Welt vorgestellt, in der der Wettbewerb um und die Ausbeutung von knappen Ressourcen die treibenden Kräfte des gesellschaftlichen Lebens sind. Die grotesken ökologischen und sozialen Kosten werden einfach weggezaubert. Auf andere Weise verfestigt und erweitert dieser Ansatz die bereits vorherrschende, höchst destruktive Logik des extraktiven Kapitalismus.

Aus systemischer Sicht sind NFTs eine Spekulationsblase, die auf der viel größeren Spekulationsblase der Kryptowährungen aufbaut. Beide stellen Vermögenswerte dar, die keinen intrinsischen und keinen Nutzwert haben, d. h. einen reinen Tauschwert, dessen Wert nur steigt, wenn mehr Geld in das System fließt (ein klassisches Merkmal eines Schneeballsystems). Perfekt für Spekulationen und angesichts des unregulierten Charakters dieser Spekulationen auch perfekt für zügellosen Betrug, sowohl in der größeren Welt der Kryptowährungen als auch in der kleineren Welt der NFTs. Daher ist es schwer zu glauben, dass sowohl die kleinere als auch die größere Blase nicht irgendwann platzen werden. Angesichts der Größe dieser Blasen und des verzweifelten Zustands der Gesellschaft schon vor dem Crash ist es unwahrscheinlich, dass das Ergebnis schön sein wird (Nolan 2022).

Selbst wenn diese Blasen platzen, werden diese Instrumente und Ideen nicht verschwinden. Es gibt sehr wahrscheinlich Nischen, in denen sich das Konzept der »beglaubigten Kopie« auf der Blockchain als nützlich erweisen wird, und es besteht keine Notwendigkeit, dies an Kryptowährungen zu binden. Es handelt sich dabei jedoch wahrscheinlich um eine Nische, die nicht sonderlich interessant ist, und zwar höchstwahrscheinlich im Bereich der Multiplayer-Spiele und des Metaversums. Angesichts der stark zentralisierten Natur dieser Plattformen gibt es jedoch keinen wirklichen Bedarf für Blockchain oder Kryptowährungen, um exklusives digitales Eigentum zu handeln. Wir werden eher in Dollar und Euro zahlen, um unsere exklusiven Ansprüche in einer altmodischen, zentralisierten Datenbank registrieren zu lassen. Schon jetzt gibt es einen überraschenden Grad an technischer Zentralisierung auf den NFT-Märkten.

Was kommt als Nächstes?

In ihrem utopischen Horizont stellen die Commons und die NFTs radikale und radikal unterschiedliche Visionen dar, und ihre Befürworter unternehmen konkrete Schritte, um sie in der Gegenwart zu verwirklichen, mit Folgen weit über das Digitale hinaus. Die Commons sind konstitutiver Teil einer Welt, in der Menschen durch ein gemeinsames Interesse an der nicht-ausbeuterischen Nutzung und damit langfristigen Existenz einer gemeinsamen Ressource verbunden sind. Dies weist zumindest teilweise über den Kapitalismus und die zerstörerischen Auswirkungen des Extraktivismus hinaus, hin zu einer Welt, in der sowohl informationelle als auch physische Einheiten als »Angelegenheiten von Belang« verstanden werden können. Die NFTs weisen auf eine Welt hin, in der alle Beziehungen als kommerzielle Transaktionen ausgedrückt werden und Privateigentum eine Hauptform der Existenz ist. Vollständig unter den Imperativ des Finanzkapitalismus subsumiert, wird dies hier zu den gleichen Ergebnissen führen, sowohl innerhalb seiner Sphäre (extreme Ungleichheit) als auch in Bezug auf die weitere nicht-menschliche Welt (Ausbeutung und Degradierung).

Wie immer geht es nicht um ein einfaches Entweder-Oder, sondern darum, ob das technologische Potenzial der Blockchain genutzt werden kann, um die soziale Vision der übermenschlichen Allmende voranzutreiben. Das wird nicht einfach sein, wenn man bedenkt, wie tief dies in den destruktivsten Strängen der digitalen Kultur verwurzelt ist. Aber da Technologien nie verschwinden und ihre Möglichkeiten noch nicht vollständig erforscht sind, gibt es dazu keine Alternative.

Literatur

  • Benkler, Yochai. 2002. Coase’s Penguin, or, Linux and The Nature of the Firm. Yale Law Journal.
  • Boyle, James. 1997. A Politics of Intellectual Property: Environmentalism for the Net? Duke Law Journal 47 (1): 87–116.
  • Golumbia, David. 2016. The Politics of Bitcoin: Software as Right-Wing Extremism. Minneapolis: University of Minnesota Press.
  • Haiven, Max. 2014. Cultures of Financialization: Fictitious Capital in Popular Culture and Everyday Life. Basingstoke, Hampshire: Palgrave Macmillan.
  • Harrison, Nate. 2012. The Pictures Generation, the Copyright Act of 1976, and the Reassertion of Authorship in Postmodernity. Art & Education (blog). 2012.
  • Moglen, Eben. 1999. Anarchism Triumphant: Free Software and the Death of Copyright. First Monday 4 (8).
  • Nolan, Hamilton. 2022. The Ticking Bomb of Crypto Fascism. In These Times (Jan. 4).
  • Sollfrank, Cornelia, Felix Stalder, and Shusha Niederberger, eds. 2021. Aesthetics of the Commons. Zurich / Berlin: Diaphanes.
  • Stallman, Richard. 1985. The GNU Manifesto.
  • Turner, Fred. 2006. From Counterculture to Cyberculture: Stewart Brand, the Whole Earth Network, and the Rise of Digital Utopianism. Chicago, Ill.: University Of Chicago Press.
  • Weber, Steven. 2004. The Success of Open Source. Cambridge, MA: Harvard UP.

 

Dieser Text ist als erster Teil der (erweiterten) Schreibreihe »From Commons to NFTs« im Online-Magazin Makery (https://www.makery.info/en/) erschienen, die von Shu Lea Cheang, Felix Stalder & Ewen Chardronnet initiiert wurde. In Anbetracht der (geplatzten) spekulativen Blase der NFTs bringt die Serie den Begriff der Commons aus der Zeit um die Jahrtausendwende zurück, um über die Transformation der kollektiven Vorstellungskraft nachzudenken und in sie einzugreifen.