Sind Wahlurnen Behälter für die verbrannten Überreste einst erreichter demokratischer Standards? Wenn ja, dienen sie dem Andenken oder der diskreten Entsorgung? Oder ist es eher eine Phönix-aus-der-Asche-Situation? Werden uns die anstehenden Wahlen in Sachsen und Thüringen (Landtage), Österreich (Nationalrat) und den USA (Präsidentschaft) Auskunft darüber geben?

Wahrscheinlich nicht, weil die Idee linearer Verbesserungen oder Verschlechterungen falsch gedacht ist und darum apodiktische Urteile, wonach generell früher alles schlechter, bzw. besser war, nicht wirklich weiterhelfen. Probieren wir es mit einer Liste von Fragen zu abgegrenzten Bereichen (hier in Auszügen): Ist das Patriarchat endlich besiegt? (Tina Sanders) Wie hält es die Soziale Arbeit mit Israel? (Frederik Fuß) Läuft Eva Illouz‘ Gefühlskritik ins Leere? (Magnus Klaue) Wie trollt man Trolle? (Bernd Lederer)? Wie fühlt sich Rudelradeln mit Musik an? (Svenna Triebler) Wie elend ist Kriegsberichterstattung und wer kritisiert sie? (Oliver Koch) Wie feiert man 100 Jahre Surrealismus? (Chris Weinhold)

Ansonsten ist die passendste Antwort meist NOPE! – was auch der Claim der kommenden 48h-Showcase-Extravaganza STWST48x10 ist, der das zweite Buch gewidmet ist: Neben Überblicken zu den Arbeiten finden sich diese auch teilweise selbst darin, weil dieses Jahr Text verstärkt als medienkünstlerisches Material Eingang findet: So beim Zukunftsfragment »Kann weg: alles. Ein Spiel mit neuen Regeln« von Claudia Reiche. Außerdem alltagspolemisiert Alexander Wöran gegen Sachen, die weg können, Ralf Petersen kompostiert Menschen im Gestrüpp, Aimilia Liontou spricht mit jiawen uffline über ihren Videoessay, der bei STWST48x10 läuft und Davide Bevilacqua stellt das Touching Thoughts Projekt vor, bei dem servus.at mit dem Klinischen Institut für Pathologie und Molekularpathologie der JKU kooperiert. Und dann findet sich natürlich in diversen Anreizen und Anklängen das komplette Programm von STWST48x10, das am besten online weiterzulesen ist – und das sowieso nur im echten Besuch von 6.-8. Sept. in Linz komplettiert werden kann. Finally ein Hinweis auf das letzte Nachtpicknick, das unmittelbar und sofort an die Showcase-Extravaganza anschießt und das internationale Medienkunst-Gesocks zur Haltung aufruft. Was wiederum im indirekt-direkten Bezug zum Beginn des Editorials steht, sowie zum Cover, übrigens Remake und Paraphrase der Versorgerin #76.

So, Gesamtkunstwerk wieder nicht fertig geworden,
diese Ausgabe aber schon; resümiert

die Redaktion.