»Dung has self-contained energy
Dung aids plants to grow,
It has a healthy smell that smells the air—
Gold is treasurefull—but dung has it surpassed.«
Dr. R. I. Dung Mentalis Doktor [FN 1]
1. Arbeit: Dynamik, Belastung (Herstellung)
»railroads reshaped our destiny.« [FN 2]
Das Licht geht an [FN 3] in der universellen Fabrik [FN 4]: es wird fabriziert [FN 5]. Ein Zaun [FN 6] steht um das durch ihn militarisierte [FN 7] Fabrikgelände. Waren rollen vom Band, werden in Güterwagen über die Gleise gezogen. Der Zaun ist elektrifiziert, die Loks sind es auch. Leichtlebig ist ein junger Bahnarbeiter, der an
»das große schwarze Gestrüpp von Geleisen, die ihm zum Schicksal geworden sind« [FN 8],
denkt. Leichtlebig ist der Protagonist eines Fragments des toten Autors [FN 9] Thomas Bernhard. Als Schienenwechsler hat sich Leichtlebig alle Kombinationsmöglichkeiten des »Labyrinths« eingeprägt, durch das er und seine Kolleg*innen »im Schlaf« navigieren können; Industrie ist zur zweiten Natur geworden. Leichtlebigs Aufgabe ist es, diese Natur zu bändigen, ihre Komplexität zu verwalten und zu überwachen, Unterschiede zwischen verschiedenen Bewegungsabläufen zu erkennen, damit Züge ihr Ziel erreichen, ohne zusammenzustoßen [FN 10]. Leichtlebig, auf Kur von der harten Arbeit in Attnang-Puchheim, beginnt zu vermuten, dass er die Welt immer nur als ein Gewirr von Darstellungen begreifen wird, deren zugrunde liegende Realität nicht bestimmt werden kann:
»Ich zerbreche mir oft den Kopf, warum ich so und so und das und das bin und nicht anders und etwas anderes, warum ich diesen und nicht einen anderen Weg gegangen bin. Mir ist beinahe alles unerklärlich.«
2. Alles voller Blut [FN 11]
Natur [FN 12] / Vergil [FN 13] / Punk [FN 14] / Gott [FN 15]: Alle tot. Der Körper? Eine Totgeburt [FN 16]. Leichenblässe, Totenkälte, Totenstarre [FN 17]: Unterbrochene Blutzirkulation, reduzierte Körpertemperatur durch aussetzende Zellatmung, Ionenpumpen stellen ihre Tätigkeit ein, Proteine verkleben andere Proteine. Irgendwann beginnt die Autolyse, die Selbstauflösung abgestorbener Körperzellen [FN 18]: Die Verwesungsprozesse setzen ein. Wir sehen: Nur, weil alles tot ist, heißt das nicht, dass nichts los ist. Im Gegenteil: »Alles ist Maschine«, berichten Gilles Deleuze und Félix Guattari im Anti-Ödipus vom »ununterbrochene[m] Maschinenlärm« [FN 19], »alles [ist] Produktion«. Der Körper (oder: Die Natur/ Punk/ Vergil usw.), einst – sorgsam oder eilig – zusammengestellt, zersetzt sich bzw. wird zersetzt, zerfließt. Bei Abwesenheit von Sauerstoff finden im Inneren der Leichen Fäulnisprozesse statt. Irgendwann trocknet alles aus, es liegen nur mehr die Knochen [FN 20] rum. All die zerfallenden Körper sind eine ganz schöne Umweltbelastung [FN 21]: Ob bei der Einäscherung oder der Einbalsamierung [FN 22]: Hohe Emissionswerte und Gefahr der Verseuchung des Grundwassers durch giftige Flüssigkeiten, Amalgamplomben, Medikamentenrückstände, Pestizide, Fungizide, Konservierungsstoffe bezeugen, dass das zersetzte Menschenmaterial umweltschädlich und schwierig zu entsorgen ist. Doch gibt es eine umweltfreundliche Bestattungsmethode: Bei der gezielten Kompostierung wird
»der Leichnam in ein Bio-Leinentuch gehüllt und in einer Mischung aus Sägespänen, Holzstückchen und Mikroben eingelegt. Nach etwa 14 Tagen ist der Körper größtenteils zerfallen, nach weiteren 14 Tagen ist er zu Erde zersetzt und kann beispielsweise für die Gartenarbeit verwendet werden« [FN 23].
Angenehmer Gedanke, hilft dieser Ansatz doch, den Natur-Kultur Dualismus [FN 24] zu überwinden, die Mensch-Technik Debatte [FN 25] zu unterbrechen: Menschen, Bäume, Vögel, Viecher, Flüsse, Berge – alles ein großer Organismus [FN 26], ein großer toter Körper aus vielen kleinen, toten Körpern; ein durch das Universum fliegender Ball, auf dem es kreucht und fleucht [FN 27], auf dem biologisch-dynamische Landwirtschaft [FN 28], die Bodenfruchtbarkeit, Düngerwirtschaft, Präparate, Pflanzen, Tiere, Kosmos, Planeten, Spiritualität, Mensch und Soziales [FN 29] als Einheit aufgefasst, praktiziert wird. Schön und gut – gibt es aber leider die Störstoffe [FN 30], unverrottende oder schlecht biologisch abbaubare Materialien wie beispielsweise Glas, Keramik, Kunststoffe, Kunststofffolien und Verbundstoffe, Gummi, Holz, Knochen, Kochsalz und Metalle. Bakterien, Pilze [FN 31], Schnecken, Asseln, Käfer, Würmer arbeiten unerlässlich am Abbau von Kohlenstoff-Wasserstoff-Verbindungen (Zucker, Stärke, Zellulose) [FN 32], Fette, Öle, Wachse sind kein Problem, Proteine gehen klar. Aber die Störstoffe – die stören, halten auf: Das bedeutet, sie haben Potential, den Informationsstrom [FN 33] zu unterbrechen [FN 34]. Die Störstoffe lassen sich nicht ganz in den Status des Gewesenen versetzen, sondern wabern und vibrieren in der Vakanz zwischen Tod und Leben: Wandernde, radioaktive Kadaver [FN 35]. Dass der radioaktive [FN 36] Tod nun ein langsamer [FN 37] ist, bedeutet, dass alles, was eben stört bzw. den Status der Lebendigkeit aufrecht erhält, vorläufig gelagert werden muss. Der Politikwissenschaftler Achille Mbembe schlägt in seinem Essay Necropolitics [FN 38] als Ort für die Aufbewahrung der langsam dahinsiechenden Weltbevölkerung – Zombies, die ihr Blut und die Exkremente an die Infrastruktur schmieren – die Death Worlds vor:
»new and unique forms of social existence in which vast populations are subjected to living conditions that confer upon them the status of the living dead.«
3. Widerstand: Stillstand, Aufruhr (Betrieb)
Die death-world meiner Kartografisierungsversuche zur Verzahnung des kompostierten und kompostierenden Menschen in ein Gestrüpp aus Arbeit, Widerstand und Sabotage bebildere ich als umzäuntes Fabrikgelände mit eigenem Schienennetz. Am Fließband plärren Parolen aus dem Radio [FN 39], während sich die Arbeiter*innen in oberösterreichische Bergdörfer träumen. Da passiert es: STÖRUNG [FN 40]. Doch nicht Schrott [FN 41] wurde gemacht, wie die Werkzeugmacher in Fassbinders Serie Acht Stunden sind kein Tag es nennen, wenn sie ihre Arbeitsgeräte zerstören – lediglich steht nun die Mittagspause an. Bei der Nahrungsaufnahme bekommt die Belegschaft ein kulturelles Programm geboten [FN 42]. In den Medien [FN 43] sollen die Arbeiter*innen ihr Selbstbild entdecken, aber in Wahrheit starren sie nur ins Narrenkasterl. In der Pause kann man das Betriebsgelände nicht verlassen, aber – bei Bedarf – Fitness machen [FN 44]. Die Fitnessgeräte, sowie das Fußball- und das Basketballfeld [FN 45] auf dem Vorhof, der von einem mehrere Meter hohen Zaun umgeben ist. Von dort aus kann man nicht nur das Haupttor des Fabrikgeländes betrachten, sondern auch die an das Grundstück der Fabrik anschließende Industriebrache, zu der es Gerüchten zu Folge einen geheimen Zugang gibt. Manche sprechen von einem Loch im Zaun, andere wieder wollen von einem Tunnel wissen. Die Arbeiter*innen stählen sich. Dabei stehen sie miteinander im Wettbewerb, aber auch im gewinnbringenden Austausch, weil sie sich nämlich auch Techniken und Strategien zum Muskelaufbau vermitteln. Nun geht es auch schon weiter mit der Arbeit. Allesamt ans Band! Die übersichtliche Gestaltung der Fabrik hat den Vorteil, dass die Arbeiter*innen gut an ihren Arbeitsort finden. Für den Fall von größeren Störungen im Betriebsablauf ist es außerdem wichtig, durch die Fabrikleitung bereitgestellte Fluchtrouten [FN 45] vorzuschreiben. Deserteure wie Zumbi von Palmares, die sich ihre eigenen Wege aus der Produktionsstätte bahnen, gilt es zu vermeiden, weswegen der abgeschlagene Kopf des Flüchtigen zur Demonstration, sich besser kein Beispiel zu nehmen, in Recife ausgestellt wurde [FN 46]. Könnte das Antlitz einer dieser Figuren, schön gemalt im Pausenraum aufgehängt oder ganz plastisch auf einem Pfahl drapiert, den Arbeiter*innen als Beispiel und Inspiration dienen; als mythische Figur, die die Gruppe zusammenbringt, so wie Jesus [FN 47] oder Ludd [FN 48]?
»Fahrräder, rennende Hunde, Wagen – alles bewegt und verströmt sich« [FN 49]:
Die Arbeiter*innen verlassen das Fabrikgelände niemals [FN 50]. Die Fabrik fabriziert die Realität. Neben der Fabrik gibt es nur die Brache, auf der ein improvisierter und überfüllter Friedhof gezeigt wird. Auch der Friedhof [FN 51] wird von der Fabrik gemacht. Kinder schreien, Hunde bellen: Ununterbrochener Maschinenlärm. War es denn nicht langsam [FN 52] gut mit all dem Leid? Sagen die Bandarbeiter*innen: Gab es denn nicht genug Autos? Sollten sie doch mit denen fahren, die es schon gab; die Bücher lesen, die schon geschrieben, die Filme schauen, die schon geschnitten.
4. Sabotage: Vitalität, Impotenz (Zerstörung)
»Wie der Boden, so musste auch der Körper kultiviert werden. Als erstes musste er jedoch zerstückelt werden, damit er seine verborgenen Schätze freigab.« [FN 53]
Mondlicht: Es gibt tatsächlich einen Gang, der hier her, auf die Brache neben das Fabrikgelände, führt und es gibt auch die lose Latte im Zaun [FN 54]. Es gibt eigentlich alles: Mauern sind auch nur geschlossene Türen, Türen sind Mauern, die man aufmachen kann. Aber mit den Tunneln ist es so: Das Kanalisationssystem wird dazu benutzt, die flüssigen Störstoffe zu entsorgen [FN 55]. Auf diese Art wird auf dem Friedhof die Erde befruchtet [FN 56], dass man dort Essen anbauen kann und andere Konsumgüter. Deswegen schmeckt das ganze Leben auch ein bisschen nach Kotze [FN 57]; wir kommen aus der sumpfgewordenen Fabrik, die Leben heißt, nicht heraus, baden in der »durchgesickerte[n] Flüssigkeit« [FN 58], eines jeden Morgens in immer schwächeren Gesten Caliban nachahmend: »Dass ich, wenn ich erwache, schrei‘ und weine, weil ich wieder träumen möchte.« [FN 59]
Fußnoten
FN 1: In seiner 1964 veröffentlichten psychiatrischen Fallstudie The Three Christs of Ypsilanti: A Narrative Study of Three Lost Men experimentierte Milton Rokeach mit drei paranoiden Schizophrenikern, die sich für Jesus Christus hielten. Einer von ihnen, Leon Garber, verkündet seinen Beschluss, als Dr. R. I. Dung Mentalis Doktor adressiert werden zu wollen.
Abschnitt I : FN 2 – 10
FN 2: Anna Tsing schreibt in The Mushroom at the End of the World: On the Possibility of Life in Capitalist Ruins (2015) über Zuggleise als Zeichen eines Fortschrittsbegriffs, der sogar Geschichten von Ruin und Versagen kontrolliert.
FN 3: »Known as the Cherenkov light, the light is emitted when criticality is reached. At that instant, neutron beams, the most powerful form of radioactive energy, pierced through their bodies. They had been exposed to radiation. [...]. Ouchi hurriedly left the scene and took refuge in the changing room outside the radiation supervision area. Suddenly, he vomited and lost consciousness.« NHK-TV »Tokaimaru Criticality Accident« Crew (2015): A Slow Death: 83 Days of Radiation Sickness
FN 4: Raoul Vaneigem: Handbuch der Lebenskunst (1967).
FN 5: »Individuals [...] require historical work, and ultimately fabrication, even to float them as functional approximations.« Land, Nick (2017): The Atomization Trap
FN 6: »Nearby, […], [the] Chemical Company buried a potent cocktail of toxic waste between 1942 and 1954. Then they sold the land to the local community for $1 and an indemnity against any future liability. A school and about 250 homes were built on the site. In 1978, after acute suffering among the population, the federal government declared it a national disaster area, evacuated the residents and fenced off the entire zone.«
Pointing, Clive (1991): A New Green History of the World: The Environment and the Collapse of Great Civilizations
FN 7: Jin Haritaworn bemerkt in Queer Lovers and Hateful Others: Regenerating Violent Times and Places (2015) die Behandlung von »life as waste«, »disposable material whose management has become an entire »province of accumulation«, spawning proliferating industries of militarisation, security, policing, and control.«
FN 8: Bernhards Leichtlebig-Manuskript
FN 9: Roland Barthes postuliert 1967 in seinem Essay La mort de l’auteur die Bedeutungslosigkeit des Autors.
FN 10: Buchholz, Paul (2018): Private Anarchy: Impossible Community and the Outsider’s Monologue in German Experimental Fiction
Abschnitt II: FN 11 – 38
FN 11: Pisse (2014): Alles voller Blut. Auf »Praktikum in der Karibik«
FN 12: Merchant, Carolyn (1980): The Death of Nature: Women, Ecology and the Scientific Revolution
FN 13: Broch, Hermann (1945): Der Tod des Vergil
FN 14: Crass schreien 1978 in Punk Is Dead: »Yes that‘s right, punk is dead/ It’s just another cheap product for the consumers head«, »Movements are systems and systems kill / Movements are expressions of the public will«
FN 15: Nietzsche, Friedrich (1882): Der tolle Mensch
FN 16: Federici, Silvia (2012): Caliban and the Witch: Women, the Body and Primitive Accumulation
FN 17: Nilsson Stutz, Liv (2008): More than Metaphor: Approaching the Human Cadaver in Archaeology
FN 18: Laquer, Thomas W. (2015): The Work of the Dead: A Cultural History of Mortal Remains
FN 19: Deleuze, Gilles; Guattari, Felix (1972/1977): Anti-Ödipus: Kapitalismus und Schizophrenie I.
FN 20: »… from being cold to stiff, to decayed and swollen by gases, to the dissolving of soft tissue where only the bones remain…« Fahlander & Oestigaard (2008): The Materiality of Death: Bodies, burials, beliefs
FN 21: Loibl, Theresa (2016): Sterben in Grün – umweltfreundliche Bestattungsformen, auf biorama.eu
FN 22: »Embalmers apply their skills to remove signs of damage: wounds are cleaned, sealed and hidden; discoloration is expunged with transfusions of formaldehyde; facial expressions which indicate trauma are smoothed, eyes closed, lips sealed.« Hallam, Elizabeth; Hockey, Jenny; Howarth, Glennys: Beyond the Body (1999): Death and social identity
FN 23: Siehe FN 21.
FN 24: Haraway, Donna (1995): Ein Manifest für Cyborgs
FN 25: Spengler, Oswald (1931): Der Mensch und die Technik
FN 26: »All organisms make ecological living places, altering earth, air, and water.« Siehe FN 2.
FN 27: Der gegen die Fremdherrschaft der Habsburger aufständige Walter Fürst verkündet in Schillers Wilhelm Tell (1804): »Ihm gehört das Weite / Was sein Pfeil erreicht / Das ist seine Beute / Was da kreucht und fleucht«
FN 28: Rudolf Steiner (1924): Landwirtschaftlicher Kurs: Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft
FN 29: Leitbild. Verein für biologisch-dynamische Landwirtschaft (2017)
FN 30: Amt der Vorarlberger Landesregierung (2017): Wie kommt PLASTIK in den BODEN? Störstoffe in Komposten, Gärrückständen und Böden Vorarlbergs
FN 31: »Without the ability to make workable living arrangements, species would die out. In the process, each organism changes everyone’s world.« Siehe FN 2.
FN 32: Naturschutzbund Deutschland e.V. (2022): Das Gold des Gartens: So wird aus Bioabfall Kompost
FN 33: Genia Schulz (1986) bezeichnet in Die Ästhetik des Widerstands: Versionen des Indirekten in Peter Weiss‘ Roman den Informationsstrom als einen »Rausch der Dinglichkeit«
FN 34: »I am interested in interrupting common sense, including the sometimes unselfconscious assumptions of imperial conquest.« Siehe FN 2.
FN 35: Dupuis, Jules Francois (1979): Der radioaktive Kadaver: Eine Geschichte des Surrealismus
FN 36: Siehe FN 3.
FN 37: Berlant, Lauren (2007): Slow Death: Sovereignty, Obesity, Lateral Agency
FN 38: Mbembe, Achille (2003): Necropolitics
Abschnitt III : FN 39 – 52
FN 39: Blöde, wie die: »Fickt das System« (Die Sterne, 1992) oder »Ihr seid Räder im Getriebe der Maschine, die euch plattwalzt« (Das Bierbeben, 2004)
FN 40: »Every member of the I.W.W. is expected to be an agitator. […] They usually remain long enough to start a disturbance among the regular employees, and to get discharged.« Anderson, Nels (1923): The Hobo: The Sociology of the Homeless
FN 41: »Waste is worthless, beyond, aside, and even against culture. Waste tends to be chaotic, unstructured, repellent, or even toxic.« Hauser, Susanne (2002): Waste into Heritage: Remarks on Materials in the Arts, on Memories and the Museum
FN 42: »Da saßen die Arbeiter über ihren […] aus fettigem Papier gewickelten Stullen, halbtaub vom Geschmetter des Metalls und der Niethämmer, zwanzig Minuten standen ihnen zur Verfügung, [während denen] sie mit dem, was ihnen wohlmeinend angeboten wurde, nicht das Geringste anzufangen wußten. Wenn sie nachher Beifall klatschten, schon wieder auf dem Sprung in die Werkhallen, so taten sie es aus Höflichkeit, er, der Künstler, nahm etwas von ihnen entgegen, sie selbst aber gingen leer aus.« Weiss, Peter (1975): Die Ästhetik des Widerstands: Band 1
FN 43: »In an age when the media venerate the spectacular, when public policy is shaped primarily around perceived immediate need, a central question is strategic and representational: how can we convert into image and narrative the disasters that are slow moving and long in the making, disasters that are anonymous and that star nobody, disasters that are attritional and of indifferent interest to the sensation-driven technologies of our image-world?« Nixon, Rob (2011): Slow Violence and the Environmentalism of the Poor
FN 44: »…agency, expressed in reconstructive tasks such as health care, fitness regimes and plastic surgery, can be seen merely as the individual resisting the body’s constraints and limitations in a spurious attempt to deflect awareness of its inevitably mortal nature.« Siehe FN 23.
FN 45: Engelbracht, Mischa (2019): Jugendliches Alltagsleben in freiheitsentziehenden Maßnahmen: Erziehungsprozesse bei Jugendlichen mit multikomplexen Risikolagen: Einrichtungskultur der geschlossenen Wohngruppe
FN 45: »… enslaved Africans had great advantages from growers’ perspectives: they had no local social relations and thus no established routes for escape. Like the cane itself, which had no history of either companion species or disease relations in the New World, they were isolated« Siehe FN 2.
FN 46: Nachzulesen bei Dos Santos, Joel Rufino (2019): Zumbi: Eine Gesellschaftsutopie im Brasilien des 17. Jahrhunderts
FN 47: »I believe that God is in this chair. He is in my dung and urine and farts and burps and everything, Leon said.« Siehe FN 1.
FN 48: »Jimmy Cobbett is in the end beaten to death by the mob of Luddite workers, with imagery that makes him out to be a Christ figure, sacrificed by the workers he should rightly have saved.« Jones, Steven E. (2006): Against Technology: From the Luddites to Neo-Luddism
FN 49: Thomas Elsaesser zitiert in Filmgeschichte und frühes Kino: Archäologie eines Medienwandels (2002) die Zeitung La Poste, die 1896 über den Film »Arbeiter verlassen die Lumière-Werke« schreibt.
FN 50: »After so much has already been torn apart, with so many monstrosities spawned, it is no doubt exhausting to be told that while almost everything remains to be built, no less still waits to be broken.« Siehe FN 5.
FN 51: »The dead are often believed to live at the cemetery in a shadow existence in parallel with a life in other realms.« Siehe FN 21.
FN 52: »It seems that the utopian imagination is trapped, like capitalism and industrialism and the human population, in a one-way future consisting only of growth.« Le Guin, Ursula
K. (1989): A non-Euclidean view of California as a cold place to be, in: Dancing at the edge of the world
Abschnitt 4: FN 53 – 64
FN 53: Siehe FN 16.
FN 54: »Die terrains vagues, die typischerweise von sinistren Gestalten bewohnt werden oder an zwielichtige Stadtrandpensionen angrenzen, sind stets von einem Bretterzaun umgeben, in dem irgendwo eine Latte fehlt, wodurch ein Schlupfloch entsteht, durch das der Held oder andere Figuren eine kriminelle Gegenwelt zur bürgerlichen Ordnung betreten können.« Broich, Jacqueline Maria; Ritter, Daniel (2017): Die Stadtbrache als »terrain vague«: Geschichte und Theorie eines unbestimmten Zwischenraums in Literatur, Kino und Architektur
FN 55: »[T]here’s going to be a lot of dung carried out of this place. It’s a lot of bodies—disfigured bodies—that are going to be carried out of this place.« Siehe FN 1.
FN 56: »Truth can be compared to dung: it looks like dung, smells like it, and acts like it. When you put it on top of soil, it makes it grow.« Siehe FN 1.
FN 57: »although we still vomit, just as we die.« Land, Nick (1992): The Thirst for Annihilation: Georges Bataille and Virulent Nihilism
FN 58: »Im Keller des sechsstöckigen Mehrfamilienhauses […] wird das eigene Abwasser mittels eines Wurmkomposts aufbereitet. […] Die durchgesickerte Flüssigkeit wird durch einen Mineralfilter gereinigt und für die Toilettenspülung sowie Gartenbewässerung wiederverwendet. Mit dem direkten Ausbringen des produzierten Humusdüngers im eigenen Garten wird der Nährstoffkreislauf lokal wieder geschlossen.« Autor*innenkollektiv Rosa Loo (2023): Inklusion in der Architektur, in: Arch+, Zeitschrift für Architektur und Urbanismus Nr. 252
FN 59: Shakespeare, William (1611): Der Sturm
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Weiss, Peter (1975): Die Ästhetik des Widerstands: Band 1, Berlin: Suhrkamp Verlag